Von oben herab
Bis vorhin dachte ich bei Alpe d’Huez ausschließlich an all die epischen Etappen, die sich auf den Straßen rund um die Alpenlegende mit ihren 21 Kehren zugetragen haben – bis mir der Youtube-Algorithmus, den ich schon oft verflucht habe angesichts der vollkommen zu Unrecht vorgeschlagenen Mistmusik, was mich aber andererseits beruhigt zurückließ angesichts der Unterlegenheit von Mathematik oder KI oder beidem, wenn es um die emotional-zusammenhangstechnisch-ästhetische Dimension von Kunst geht, also ääh – sorry fürs Abschweifen am Montagabend:
Bis mir eben dieses Video in die Guck-dir-das-doch-mal-an-Vorschläge gespült wurde. Da lässt uns der Brite Alex Holokow, der unter dem martialischeren Namen Wolfpack Adventures etliche erstaunliche (und ebenso viele anstrengende) Beiträge zu „mountain bike adventures with the goal of inspiring more people to get out and explore the 2-wheeled lifestyle“ postet, …
… was Hartgesottenere sich gern anschauen mögen, an anderer Stelle an seinem „Megavalanche“-Adventure teilhaben. Und sein Weg vom Gipfel bis zur Ankunft in Allemond (schlappe 2.600 Meter darunter) im Quali-Lauf von 2023 ist einfach eine Reise wert – puuuh. Zur Erklärung: Bei der „Megavalanche“, einer der „legendärsten und unumgänglichsten Marathonabfahrten der Welt“ starten seit 1995 in jedem Sommer (nur im Corona-Jahr 2020 fiel’s aus) sehr, sehr viele Menschen massenstartend gleichzeitig und müssen dann auf 20.000 Metern rasend bergab halt wie die Besengten einfach nur versuchen, auf dem Rad zu bleiben und dabei so viele wie möglich zu überholen – also da, wo es geht. Das war in diesem Jahr noch schwieriger als sonst, weil das Rennen zugenebelt wurde. Hugo „Big Bird“ „die Taube“ Pigeon vom Scott SR Suntour Enduro Team ließ trotzdem alle auf dem letzten Loch La Paloma pfeifend hinter sich, wie schon 2023. Und wenn man im Video (siehe weiter unten, die Redaktion) alle so animalisch keuchen hört und am Rand ausgepumpt ausruhen sieht, ist es umso erstaunlicher, dass Hugo Pigeon wegen ernster Magenprobleme vom Cyclocross zum Enduro wechselte – weniger Belastung… Aber ja: halt nur 20-39 Minuten lang, wenn auch vollst Stoff. Stolz sah er jedenfalls aus, der Große Vogel, mit Michelin-Bibi in den ermatteten Armen, im Ziel nachm Finale. In dem übrigens (Spoiler! Obacht!) Alex Holokow an Position 321 ankam.
Weil Hugo Pigeon ja aber Voll-Profi und deshalb kaum bereit dazu ist, ab und zu einhändig chauffierend dafür zu sorgen, dass die Bordkamera freigewischt wird, und weil er auch keine Zeit für Kommentare, Selbstbeschwichtigungen und Flüche hat, all dies aber für Alex Holokow nicht gilt, gucken wir uns lieber dessen Film an. Von oben bis unten. Weil so eine neue Woche nämlich neue und aufregende Ausblicke verdient hat!
Und wer nu unbedingt Lust aufs Ausprobieren bekommen hat: Hier drei Strecken zum kommoden Nachfahren…