Archiv für die Kategorie „2019“
PBP 2019 – Ausrüstung
Eigentlich sollte ja Ruhe sein mit PBP. Nach mehrfachem Wunsch kommen aber noch ein paar Nachwehen. Hier der Erste Teil zur Beantwortung der Ausrüstungsfrage.
Wir sind mit den normalen Rennrädern gefahren. Allerdings mit Nabendynamo, Brooks Cambium und dickerem Lenkerband. Stromversorgung per USB-Werk (problemlos, wenn man das Kabel dabei hat). Die Wettervorhersage war folgende: Kein/wenig Regen, Temperatur zwischen 5° und 32°.
Taschen
- Rapha/Apidura Saddlebag
- Blackburn Outpost CarryAll Bag Lenkertasche
- Rapha Top Tube Pack
Bekleidung
- Rapha Cargo Bibs (Taschen an der Seite sind Gold wert!)
- 2x Rapha Unterhemd
- Rapha Merino Brevet Jersey (Vorteil: Große Tasche hinten, riecht nicht)
- 2x Socken
- Rapha Brevet Handschuhe
- Rapha Brevet Langfinger Handschuhe
- Stirnband
- Rapha Brevet Windblock Langarm
- PBP Sicherheitsweste
- Rapha Race Cape (gegen Regen/Wind)
- Sonnenbrille, Helm, Schuhe
- Rapha Merino Armlinge, Beinlinge
- Oversocks
- 2x Schicke Mütze
notwendiges Zeug
- Werkzeug, Flickzeug, Chain-Link, Schaltauge, Schlauch
- Helmlicht (Lupine Piko), 2. Rücklicht
- Powerbank, Ladekabel, Kopfhörer
- 2 Flaschen am Rad, Kleine Flasche mit Maltodextrin 12
- Handy, Wahoo
- viel Bargeld, Ausweis, Kreditkarte
- Riegel, Gel und Brausetabletten mit hohem Elektrolytgehalt
- Zahnbürste, Zahnpasta, Zahnseide, Sonnencreme
- Sitzcreme
Das wars. Unter änlichen Bedingungen würde ich die Sachen zum Wechseln weglassen (Socken, Unterhemd, Mütze). Das ist zwar angenehm, aber nur für etwa 20min. Die originale PBP-Weste war mir persönlich zu schwer und außerdem ohne Windstopper. Wir hatten allerdings die Info, dass es mit Westen, die nicht die DIN erfüllen, Strafen gibt. Auf der Strecke gab es dann aber mehrere mit eigener Weste, und ohne DIN-Norm. Das Race Cape hätte ich auch weglassen können, war aber beim Nachts losradeln manchmal ganz angenehm. Man muss auch nicht alles von Rapha haben – ich wohne halt neben dem Laden. Nur die Cargo Bibs und das Merino-Trikot, die kann ich jedem empfehlen!
Da wir zu dritt unterwegs waren hatte nur einer einen Ersatzreifen mit. Wenn man alleine fährt gehört der und ein Kettennieter noch zur Ausstattung. Es sei denn man will ggf. bis zur Kontrolle schieben…
PBP 2019 – Vive le Velo!
„Nach Paris-Brest-Paris ist man nicht mehr derselbe“ war einer der vielen Klischeesprüche, die ich vor PBP oft gehört habe. Jetzt – nach PBP – muss ich sagen: Diese und fast alle anderen Prophezeiungen haben sich in irgendeiner Weise bewahrheitet.
Was waren wir für arrogante Schnösel vor Paris-Brest-Paris! Unter 80 Stunden war unser als „gut machbar“ eingestuftes, inoffizielles Ziel. Insgeheim hatte ich mir 75 Stunden vorgenommen. Alles auf Basis der Zeiten unserer zwei 600er. Und natürlich beruhend auf dem Gefühl, dass die meisten Randonneure nur Bummler seien und man selber ja ein ganz anständiger Radrennfahrer… Am Ende haben wir 86,5 Stunden gebraucht und sind stolz wie Bolle!!!! Wir haben es geschafft! Es war gleichzeitig das Extremste und Schönste, was ich bisher im Sport erlebt habe.
Es gibt natürlich Erklärungen für diese Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Wir haben zu wenig geschlafen (rund 5 Std. insgesamt) und zu oft gestanden/gegessen (rund 30 Std.). Ein Teil dieser Zeit ist auch auf unsere romantische Idee zurückzuführen, vom Start bis zum Ziel immer zusammenzubleiben. Die jeweiligen Bedürfnisse sind dafür allerdings zu verschieden.
Es geht aber bei PBP gar nicht um Zeiten. Die sind nur fürs Ego. Alle Teilnehmer sind Helden. Egal welche Zeit. Sogar egal, ob man das Limit verpasst. Jeder ist an seine Grenzen und eventuell sogar darüber hinaus gegangen, und jeder hat es überhaupt erst einmal gewagt, dieses irrwitzige Unternehmen anzugehen.
Die Franzosen haben das verinnerlicht. Jeder Radfahrer wird mit Begeisterung empfangen. Und diese Freude ist so ehrlich, ungeschminkt und kindlich, dass ich während der Tour – und selbst beim jetzigen Schreiben – Tränen in den Augen hatte. Ich werde das mein Leben nicht ohne Rührung erzählen können…
Überall werden die Radfahrer wie auf Händen getragen. Autofahrer hupen und winken schon von weitem, in allen Dörfern stehen Alt und Jung am Straßenrand, winken, klatschen ab, verteilen auf eigene Rechnung Wasser, Cola, Kuchen und Obst und bleiben oft genauso lange durchgehend wach wie die Radfahrer. Mit zwei kleinen Mädchen, die mich zur rechten Zeit mit Wasser gerettet haben (es waren 36 Grad), habe ich ein Foto gemacht und die Hand geschüttelt. Sofort kamen fünf Kinder dazu, und jedes hat mir die Hand geben wollen und mich unter den klassischen Rufen „Bon Chance! Bon Courage! Allez!“ verabschiedet.
Selbst nach der Zieldurchfahrt auf dem Weg zum Campingplatz rief plötzlich jemand an der Ampel etwas wie „Seht, was er für eine schöne Medaille hat!“ Und alle anderen: „Bravo!!“
Nachts auf dem Weg nach Tinteniac, es waren überraschenderweise in den Tälern feuchte 3 Grad, die mich regelrecht ausgequetscht haben, kamen wir gegen 4 Uhr in ein Bretonisches Dorf. Am Straßenrand saß eine alte Dame alleine in Decken gemummelt, eine Hand außerhalb zum Winken. Als wir sie grüßend passiert hatten, rief sie hinterher: „Vive le Velo!“
PBP 2019 – langsam wirds ernst…
Das Generve um Paris-Brest-Paris hier im Blog durch den Webmaster erreicht in den kommenden Tagen seinen Höhepunkt. Danach ist Ruhe – versprochen! Wer darauf keinen Bock hat, der kann ja ab dem 25. wieder vorbeischauen. ;-)
Es sieht nämlich so aus, dass alle Vorbereitungkilometer gefahren, und alle Gedanken gemacht sind. Am Sonntag 19:30h gehts es auf die Strecke. Wenn das Wetter so bleibt, dann hört der Regen pünktlich vorher auf und kommt auch nicht mehr wieder. Temperaturen: Tag ~22°/Nacht ~12°. Wind immer von Westen. Insgesamt scheinen das gute Bedingungen zu sein!
Also bis in Kürze!
Paris-Brest-Paris Qualifikation 600km
Die 600km mit den 600HM waren mal eine richtige Prüfung und ein Vorgeschmack auf PBP. Denn soooo viel weniger Höhenmeter sind es dort auch nicht! Helmchen hatte das erste mal das Vergnügen beim Radfahren einzuschlafen und nur eine Rampe von rund 20% konnte ihn wieder ins Wachkoma zurück holen. Danach ging es aber steil bergauf, und die letzten 25km mit den angedrohten Schweinehügeln haben richtig geschockt!
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Paris-Brest-Paris 2019 – Qualifikation 400km
Letzten Samstag die 400km für die Operation PBP abgespult. Das Wetter und die Beine wieder besser als erwartet. Mein Kompagnon mit akuter Stirnhöhlenentzündung ist aber der eigentliche Held des Tages. Andere lassen sich für weniger krank schreiben, er fährt erstmal 400km…
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Paris-Brest-Paris 2019 – Qualifikation 300km
Am Samstag war der 300er fällig. Wir haben die Tour unter das Motto „Brevetstyle“ gestellt. Parole: Schnitt nicht über 26km/h und volles Gepäck.
Das war schlau, denn erstens hatten wir so noch Sinn für ein Bier 70km vor Ende, und zweitens haben sich so am Setup etliche kleinere Mängel herausgestellt. Speichern klimpern, Kabelbruch, falscher Vorbau, you name it…
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Paris-Brest-Paris 2019 – Qualifikation 200km
Am Sonntag hat das Project PBP19 nun richtig Fahrt aufgenommen. Fazit: Stromversorgung immer noch anfällig. Zu schnell gefahren. Knie muckt auf…
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Paris-Brest-Paris 2019 – Vorbereitung
Im letzten Jahr hat sich der Webmaster den Superrandonneur vorgenommen. Mission Accomplished. Gestern hat Lord Helmchen nun seine Vorregistrierung für Paris-Brest-Paris 2019 bestätigt bekommen. Es wird also ernst, und sollte keine Katastrophe eintreten, dann stehen wir am 18. August an der Startlinie. Gut vorbereitet, aber dennoch ohne Ahnung, was genau die nächsten 75-90 Stunden auf uns wartet…
Apropos Vorbereitung: So ein Unternehmen ist ja für einen normalen Radfahrer ziemlich respekteinflößend. Daher habe ich auch einiges unternommen, damit das unvermeidliche Leiden so gering wie möglich gehalten wird.
Das Training:
Ich war bis Januar 2018 ein ganz normaler Durchschnittsrennradler. Je nach Laune und Wetterlage kamen da 3000-6000km über das Jahr zusammen. Für PBP war klar, ich muss lernen, lange im Sattel zu sitzen und meine Kräfte richtig einzuteilen.
Ich bin also vom Januar an (relativ stur) mindestens 150km pro Woche gefahren. Meistens aufgeteilt auf 2 Touren, und nur Kilometer gerechnet, die man im Trikot verbringt. So bin ich im letzten Jahr rund 10200km gefahren. Wichtig ist es, bei jedem Wetter zu fahren da man nur so genügend Infos bekommt, welche Kleidung bei welchem Wetter hilft, und wie sich das Material allgemein verhält. Ab wann sind die Taschen durch? Kann ich nach stundenlanger Nässe noch das GPS bedienen? Brauche ich extra wasserabweisende Handschuhe oder Stulpen? Sehe ich noch genug durch die nasse Brille? Usw…
Das Rad:
Die Vernunft würde einen Randonneur vorschreiben. Auf dem hätte man mehr Komfort und bessere Halterungen für Taschen und Schutzbleche. Aus reiner Nostalgie fahre ich PBP aber mit meinem geliebten Wechsel Renner. Ich habe nur einen anderen Sattel (Brooks), Laufräder mit Nabendynamo und grösserer Maulweite, Licht und Schutzbleche bestellt. So habe ich etwas mehr Komfort (26mm Bereifung) und muss nicht über Licht nachdenken. Die Schutzbleche halten gut was ab – vor allem für den Hintermann…
Sitzposition/Kondition:
Es ist generell wichtig, wie man auf dem Rad sitzt. Bei Strecken über 10 Stunden kann die Sitzposition aber entscheiden, ob man noch frisch ist, Schmerzen hat, oder abbrechen muss. Ich bin früher einfach losgefahren, hatte nach 80km meist leichte Rückenschmerzen und nach 150km stärkere Rücken und Nackenschmerzen. Das war okay. Schmerzen gehören halt dazu, dachte ich. Beim Brevet kann man das aber nicht brauchen. Daher war ich einmal beim Bikefitting und habe Sitzposition und Vorbau verändert. Mir hat das ne Menge gebracht.
Und weil die bei der Diagnose so nett sind wurde gleich noch eine Leistungsdiagnostik erstellt. Es kann einfach nicht schaden, wenn man sieht, wo der Körper noch etwas lernen kann. Aus der Erinnerung – und Laienhaft formuliert – war bei mir das Ergebnis, dass sich der Punkt an dem der der Körper die Energie nicht mehr aus den Fettreserven, sondern aus dem Kohlehydratspeicher holt durch gezieltes Training nach hinten verschieben lässt. Zudem kann man durch das Trainieren der Essenszufuhr auch den maximalen Kohlehydratspeicher ausweiten. Wer diese Daten von sich kennt, der kann relativ genau ausrechnen, bei welcher Belastung er über welchen Zeitraum wieviel Nahrung braucht. In wie weit sich mein Training ausgezahlt hat sehe ich dann bei der kommenden Diagnostik.
Ich kann aber jetzt schon ganz klar sagen, dass das Training im Bereich von ~130bpm und ~140W (bei mir die Stelle, an der die Kurve langsam absackte) spürbar etwas gebracht hat. Zudem bin ich morgendliche Kilometer (bis 2,5std) immer nüchtern gefahren.
Erfahrung:
Ich habe bei den ersten Brevets den alten Hasen Löcher in den Bauch gefragt und dabei viele gute Infos bekommen. Was macht man gegen einfrierende Flaschen? Welches Werkzeug/Ersatzteil muss unbedingt mit? Wie teilt man sich das Essen/Schlafen ein? Am Ende muss man aber seine Erfahrung selbst machen und entscheiden, was für einen funktioniert. Bis heute habe ich mir folgende Erfahrungen notiert:
- Komfort ist Geschwindigkeit (gilt spätestens ab 300km)
- Regelmäßig das Richtige essen (und nicht zu viel)
- Mehrere kleine Taschen am Rad verteilt sind praktischer als eine „Große“
- Gute Kleidung hilft enorm. (Scheint mir bei schlechtem Wetter wichtiger als das Rad)
- Nachts ist eine Lampe am Helm Gold wert
- Nachts allein ist nicht gut für den Kopf
- Nicht hinten verstecken, sondern in der Gruppe auch mal vorne fahren (gilt ganz allgemein und gehört zum guten Ton)
- Und das Wichtigste: Es geht immer noch weiter. Hast du eine Krise, dann mach ne Pause, lass die anderen fahren, leg dich ggf. ne Runde ins Gras oder fahr ruhig weiter. Irgendwann kommt man wieder, und das Tal ist überwunden…