Norwegian Wood

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Norwegen ist ein reiches Land. Deshalb erstmal ab nach Schweden, auch reich, aber auch nicht. Die sanften Berge rund um Carl von Linnés Experimentiergelände am Kinnekulle in der Südmitte des Landes und am südöstlichen Ufer des großen Vänern gelegen ? sie lockten und forderten heraus. Der Badespaß lag noch in der Zukunft (und jeden Tag wieder wurde uns ein Hoch nach dem anderen versprochen…), und immer nur Krockett im Garten wäre wirklich zu bourgeois? also eben los. Unter quasi-sommerlicher Bewölkung wurden Kornfelder, Kirschbäume und Felsbrocken umkurvt, das temperamentvolle LOOK gezügelt, das eher gemütlich-besonnene NISHIKI gepeitscht, die Schönheit der Landschaft als Lohn für Geleistetes gepriesen. Die Schuminummer auf der Kartbahn war mit rund zwanzig Euro pro zehn Minuten reichlich zu teuer, also weiter gestrampelt und tapfer gelächelt.

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An Schwedens ältester Kirche dann Skandinaviens ältestes Freestylerad: achtlos unter einer Kiefer lag dort die liebevollst geschweißte BMXmaschine und ließ sich gerne bestaunen. Sofort stellten sich die Bilder einer intakten schwedischen Familie ein: Der blonde Vater steigt abends aus dem Volvo, stellt die Motorheizung an und stapft voller Vorfreude durch den Schnee in die Scheune, wo die vermutlich ebenso blonde Mutter seit morgens mit dem Schweißgerät am Schuften ist. Im Mai dann der Geburtstag des Kindes: Mor und far, ordentlich stolz, führen den Sprössling mit verbundenen Augen zum Holzschuppen ? und da steht es neben all den Holzschnitzereien. Und das Kind ringt sich ein Lächeln ab, fährt zur Kiefer, lässt dieses Wunderrad liegen und greift zur X-Box.
Weil wir ja alles wussten, hätten wir das Fahrrad fast mitgenommen aus Mitleid. Aber der Kioskmann war einfach zu aufmerksam, also weiter gings.

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Eine Landgarage samt Bastler konnte aufgetan, aber nicht zur Reparatur des elektrischwächelnden Erwins (I) überredet werden. Da verhielt sich die elektronische Schaltung solidarisch. Erst zog sie Wasser und hörte auf zu schalten, dann wurde sie geföhnt und schaltete zur Tarnung wieder, dann aber war es endgültig nix mehr gewesen mit dem Wunderding: Am Berg (zum Glück hinauf) scheute das Ganze und griff das Hinterrad an. Die Bergziege kam mit dem Schrecken und Geärgere davon, der Rahmen wurde leicht blessiert, mit Fahren war es das also gewesen. Da sagte das NISHIKI auch nicht nej und blieb zuhause. Das ist Gemeinschaft.

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Eine überteuerte und kaum gelungene Wiederherstellaktion in einer Mercedeswerkstatt versetzte uns und Erwin (I) eine Handvoll Tage später in die entsprechend vorbereitete Lage, samt Radleiche und NISHIKI gen Norwegen zu fahren. El Lüko seufzte sich angesichts der sportlichen Aufgaben im norwegischen Hochland die Zunge heiser, seine Begleitung machte insgeheim einen dankbaren Pakt mit Mavic aus, und ohnehin sollte sich herausstellen, dass die reichen norwegischen Menschen lieber 80 auf Autobahnen fahren oder auf Berge klettern und oben ihre Namen in Briefkästen hinterlassen. Unsere angemessen angepasste Fortbewegungsart machte uns allerdings nur bis zu dem Zeitpunkt unsichtbar, als per Fernglas auf Hidra das Unfassbare realistische Formen annahm. Das schwedische Elternpaar war offensichtlich schon hier gewesen. In der Hoffnung, der oder meinetwegen auch dem Kleinen ein aufregenderes Leben bieten zu können, hatten sie hier einen weiteren Winter damit zugebracht, eine passende Rampe für das Geburtstagsgeschenk aus dem letzten Jahr zu bauen. Und was soll ich sagen? Das verwöhnte Gör hat es ihnen auch hier nicht gedankt. Da wurde uns ganz ärgerlich, denn solche Eltern hätten wir mal haben sollen. Oder wenigstens passende Räder.

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