Archiv für die Kategorie „Freizeittipp“
Hoch, höher, Vuelta
Nachdem der Auftakt der Vuelta 2023 in Barcelona beim Teamzeitfahren nicht nur verregnet war, sondern die letzten Fahrer auch im Stockdunklen durch die nassen Straßen jagte und sie im Ziel zu Recht wie Rohrspatzen schimpfen machte, scheint zumindest heute die Sonne. Nicht nur auf Andrea Piccolo, der trotzdem 1,82 Meter misst und sich in Rot mit den anderen auf nach Andorra macht.

Zum 78. Mal Spanien-Rundfahrt, und auch diese Ausgabe wird was für Kletterer. Heute die erste von insgesamt sieben Bergankünften, auch der Tourmalet steht auf dem Programm (als 13. Etappe). Das wird eine harte letzte Grand Tour 2023, bis am 17. September in Madrid alles vorbei ist…
Tourmalet-Tour
Wer immer noch nicht die Frauen-Tour live verfolgt hat: Am vorletzten Tag mindestens sollte es soweit sein, wenn die Königinetappe ansteht! Von Lannemezan zum Col du Tourmalet geht es am Samstag auf der Ostanfahrt von Sainte-Marie-de-Campan über La Mongie auf den knapp 90 Kilometern über satte 17,1 Kilometer bergauf, die durchschnittliche Steigung beträgt 7,5 Prozent. Aua! Für die spektakulären Aussichten hat da zumindest keine Fahrerin Zeit, aber vom Sofa aus lohnt der Blick über all die Pics und Cols samt der sprichwörtlichen Flanken des Tourmalet. Zum ersten Mal ein Pass von über 2000 Metern Seehöhe!

Der erste Fahrradrennen-Mensch auf dem Col du Tourmalet war anno 1910 übrigens der Franzose Octave Lapize – allerdings zu Fuß. Immerhin gewann er die Große Schleife dann auch, aber noch während der Etappe schimpfte er über die Organisatoren als assasins, also „Mörder“.

Das wird am Samstag ungleich schneller vor sich gehen – und wohl die Vorentscheidung bringen. Schließlich folgt die Schlussetappe am Tag darauf, mit einem Zeitfahren in Pau.
Bei der Tour ist nach der Tour ist vor der Tour
Nun also gehen zum 110. Mal die Qualen des Tour-Pelotons auf die letzten Meter – und auch wenn es zwischendurch mal ein paar Kilometer zum Mitrollen gab: Drei Wochen und 3405,6 Kilometer sind einfach unfassbar lang… Warum machen die Leute das eigentlich??? Etwas kritischer befasst sich eine Serie des Saarländischen Rundfunks damit, zu sehen in der ARD-Mediathek: „Mythos Tour“, mit den sprechenden Titeln „Tod“, „Überleben“ und „Leben“. Lohnt sich!
„Da gehört ein paar Leuten der Arsch versohlt, dass sie das seit Jahren abgenickt haben“
….sagte Jens Voigt gerade angesichts der bevorstehenden Großen Schleife des Frankreichs über die vielen Stürze der Vergangenheit, die nicht immer nur mit Berufsrisiko, individuellen Fahrfehlern oder Zufall zu tun hatten, sondern eben auch oft mit einer zu riskanten Streckenführung. „Da könnte man sicherlich die Regeln konsequenter umsetzen“, ergänzte der Ex-Fahrer, der ja selbst für eine Tendenz zur Rasierklingen-Fahrweise bekannt war. Dass die Streckenführung mehr der Spannung als der Sicherheit diene, sei ja klar – aber bisher hätten die Fahrer selbst ihre Macht zu wenig ausgespielt, findet Voigt: „Wenn sie es ein einziges Mal schaffen würden zu sagen: Bis hierher und nicht weiter!“

Auch bei dieser Tour wird es schon am zweiten Tag eine Abfahrt nur sieben Kilometer vor dem Ziel geben, und in den Alpen sind gleich zwei Etappenankünfte direkt nach Abfahrten vorgesehen. Ein ähnliches Streckendesign also wie bei der folgenschweren Etappe der Tour de Suisse am 15. Juni 2023, bei der der 26-jährige Radprofi Gino Mäder auf der Abfahrt vom Albulapass in eine Schlucht stürzte und am folgenden Tag an seinen schweren Verletzungen starb.
Hoffen wir also, dass es ab Samstag und bis zum 23. Juli 2023 (dem Starttag der Tour de France Femmes) glimpflich abläuft! Dass mit Roglic, Evenepoel, Thomas und etlichen anderen so viele (Mit-)Favoriten fehlen werden, kann das Ganze aus sportlicher Sicht ohnehin nur spannender machen, da bräuchte es nun wirklich nicht auch noch eine möglichst infernalische Etappengestaltung. Jens Voigt selbst bleibt auch nur Daumendrücken: „Die Situation ist zu verfahren, um dramatische Änderungen machen zu können, ich sehe keine leichte Lösung, die für alle Beteiligten bequem ist.“ Bonne chance also, dass alles gut ausgeht.

Grand Départ diesmal nicht in Kopenhagen, sondern im baskischen Grünen: Bilbao–Bilbao am 1. Juli, danach viele Kletterkilometer durchs Hinterland.
Und so war das nämlich alles im letzten Jahr:
Von der Vuelta zum Giro
Am 30. Juni ist es soweit: Der Giro d’Italia Donne 2023 startet! Als Vorgeschmack hier knapp fünf Minuten La Vuelta Feminina, bei der die Haudeginnen zeigten, was die Rookies noch lernen müssen, um große Rundfahrten für sich zu entscheiden. In Italia gibt’s die nächste Gelegenheit. Vorfreude!
Der Tanz um den Vulkan
Der Giro kommt nach Napoli! Heute! Zweimal! An einem Tag! La tappa più bella del mondo, findet „La Mattina“. Keinerlei Gegenrede hier…

Los geht es morgens auf der Piazza del Plebiscito, dann zack erstmal Richtung Vesuvio und drum herum, weiter nach Sorrento auf die Halbinsel der Legenden – und zurück in die Stadt des Lichts, wieder am Vulkan vorbei und am Wasser lang ins Ziel. Bellissimo!!! Auch wenn die schmalen und unvergesslichen Gassen der Altstadt…

…ausgelassen werden. Sturz- und Staunrisiko zu hoch! Aber dafür lassen sich die Aussichten auf den Bucht-Boss genießen: ihre Majestät!

Giro, amore mio
Am 6. Mai: la Grande Partenza der Männer in den Abruzzen als erster Abschnitt – und dann warten 20 weitere Etappen, bis am 28. Mai ein Rom-Rundkurs die 106. Ausgabe des Giro d’Italia beenden wird. Neben dem Forum Romanum und damit ganz in der Nähe des Kolosseums. Kolossal!
Neige-Bastogne-Neige
Vor fast genau 43 Jahren, am 24. April 1980 nämlich, erlebte die Radsportwelt das ungemütlichste, forderndste, kurzum ekligste Liège-Bastogne-Liège aller Zeiten: Im Schnee und bei niedrigen Temperaturen kamen von 174 gestarteten Fahrern letztlich nur 21 ins Ziel. Mit fast zehn Minuten Vorsprung war Bernard Hinault damals der Erste, der sich zum Aufwärmen nach drinnen flüchten durfte. Ohne Regenjacke fuhr er damals der Kälte davon – und halt auch allen anderen. Der Dank: Champion der ersten und letzten Austragung von Neige-Bastogne-Neige („Schnee-Bastogne-Schnee“) – und der Verlust des Gefühls in den letzten beiden Gliedern seiner beiden Zeigefinger, wohl durch Erfrierungen. Aua!
Liège-Bastogne-Liège hat viele Geschichten geschrieben, und Demi Vollering und Tadej Pogacar könnten am Sonntag ihre ganz eigenen vervollständigen, denn mit einem Sieg hätten beide alle Ardennen-Klassiker des Jahres 2023 gewonnen!
Start der Frauen ist um 8.40h, die Männer folgen ab 10.30h. Alles live zu verfolgen bei Eurosport: ab 11.15h die Frauen, ab 15h die Männer. Und das Wetter hat wohl ein Einsehen; es ist zwar Regen angesagt, aber bei 13 Grad lässt sich La Doyenne viel kommoder ertragen.
You are Gold
Am Sonntag geht es weiter im Klassiker-Modus: mit dem Amstel Gold Race 2023 – schade zwar, dass sich die Begleitfahrzeuge so sehr gewandelt haben…

(Bild: Public domain photograph – 1974 by The Algemeen Nederlandsch Fotobureau/ANeFo)
Aber nicht nur bei Regenwetter die perfekte Sonntagsbeschäftigung: Eurosport überträgt ab 13h, erst die Ladies, dann die Men. Mit Cauberglegendenschleife und einmal alles.