Bikefitting Teil 5: Der Sattel
Für manche ist es eine lange, schmerzhafte Reise bis man seinen optimalen Sattel gefunden hat, andere sind da eher unempfindlich. Für beide gilt aber: die Mühe lohnt sich.
Gleichzeitig würde ich dazu raten, zunächst alle anderen Einstellungen zu optimieren, bevor man sich einen oder mehrere neue Sättel zulegt. Deswegen stelle ich dieses Kapitel ans Ende unserer kleinen Serie. Wechselt man den Sattel, müssen alle anderen Positionen wieder überprüft werden, da jeder Sattel anders aufträgt.
Für mich (eher unempfindlich) war das Sitzknochen-Konzept der richtige Weg. Die Idee: aller Druck soll auf den Sitzknochen lasten. Dafür braucht man den Abstand seiner Sitzknochen und die dazu passende Sattelbreite.
Wie misst man den Abstand der Sitzknochen? Man nehme eine Wellpappe und lege diese auf einen Hocker. Dann draufsetzen und ggf. die Füße etwas erhöht abstellen. Bei geradem Rücken schön anpressen. Danach um die entstandenen Mulden mit einem Filzstift einen Kreis zeichnen, die Mitten markieren und deren Abstand messen.
Für die Wahl des Sattels kommt es nun darauf an, wie sportlich man sitzt. Der normale Rennradler der meistens Oberlenker fährt sollte auf den erhaltenen Wert 2cm addieren, und entsprechend einen Sattel auswählen.
Zeitfahrer addieren nüscht, und für den Sattel, den man für 100km+x Rennen wie die Cyclassics benutzen möchte (~50% Unterlenker) addiert man 1cm.
Auch die Sattelform spielt eine Rolle. Je sportlicher, umso flacher und evtl. langgezogener ist der Sattel.
Ganz allgemein: Polsterung wird oft mit Komfort gleichgesetzt. Das ist ein Irrtum. Komfort erreicht man durch die richtige Sattelbreite und die Fähigkeit des Sattels, Stöße über die Sattelschale und die Sattelstreben zu absorbieren.
Ich persönlich nehme bei langen Touren den Brooks Cambium. Gestern hat mir jemand ein Loblied auf den ‚SPEEDNEEDLE‘ von Tune gesungen, und Selle Italia war schon immer Highend…
Wichtig: Anfangs kann es etwas ungewohnt und auch schmerzhaft sein, wenn man so auf den Höckern reitet. Da muss man durch. Am Ende dieser Eingewöhnung wird man entlohnt…