Archiv für die Kategorie „Der Weltraum – unendliche Weiten“
Go glocal mit dem Böttcher Evolution Pinion GRX Overlander
Nach Kundenwunsch konfiguriert und aus Heide in die Beckergrube geliefert: das Reiserad von Captain Future – ein Böttcher Evolution Pinion GRX Overlander. Mit Pinion-Getriebe P1.18 in Kombination mit einer Shimano GRX Dropbar Schaltung als brandneues „PinShim“-System ohne zusätzlichen Kabelsatz, weil Einbausätze die Pinion direkt ansteuern!
Und obwohl es in die Welt hinaus will, steckt allerlei Lokales drin: Entwickelt von Böttcher in Heide mit Anregungen vom bloggenden Bikepacker Martin Moschek aus Halstenbek, ausgestattet mit dem Weltneuheit-System von PinShim aus Elmshorn, dazu GCX Terra Laufräder von Aerycs aus Hamburg. Wie Martin Moschek diese Konfiguration als Erst-Tester fand, lässt sich hier ausführlich nachlesen. Obwohl er ein echter Gravel-Fanboy ist, überzeugte ihn die Rückbesinnung auf die klassische Reiserad-Randonneur-Idee, gepaart mit den technischen Möglichkeiten von morgen. In British Racing Green von Schleswig-Holstein ins Globale, ob im Gelände, durch holprige Gassen oder auf glattem Asphalt. Komfortabel, durchdacht, klassisch schön modern en route.

Böttcher Evolution Pinion GRX Overlander
- Stahlrahmen aus Reynolds 853 (gatesfähig) in klassischer Diamant-Form
- in legendärem British Racing Green
- Gabel: Reynolds, starr
- Steuersatz: Token MTX
- Vorbau: Ritchey WCS C220
- Lenker: Ritchey WCS Butano
- Bremsen und Bremshebel: Shimano GRX 600
- Schalthebel: Shimano GRX 600 PinShim
- Getriebe: Pinion P1.18
- Kette: KMC e1 EPT
- Kurbelgarnitur: Pinion Forge 170mm
- Übersetzung: 30/26
- DT Swiss 350 Ratchet Straightpull Nabe
- Carbon-Felgen Aerycs GCX Terra 40
- Reifen: Schwalbe G-One Overland Faltreifen 50-622
- Sattel: Pro Turnix Team
- Scheinwerfer: SON Edelux II, 100 Lux
- VR-Gepäckträger: Tubus Grand Expedition
- Gewicht: etwas über 15 kg




Jetzt im Kino: „Sie nannten in Rollsplitt“
Mit freundlicher Genehmigung von „Cat Fahrräder“: Bruce Lees Todeskralle nix dagegen. Einfach nur hundsgemein!!!
Geschichte wird gemacht
Als vielleicht auf den endlosen Schotterpisten Minnesotas, nicht jedoch in der norddeutschen Tiefebene das Wort „Gravelbike“ geläufig war, wurde ein solches bei uns bereits erfunden: Nicht für Schotter allerdings, sondern für das Beachrace „GP Groot Egmond-Pier Egmond“ in den Niederlanden. Und genau deshalb nannten wir es im Jahre 2014 auch nicht Kies-Fiets oder Schotter-Rad, sondern „Beach-Race“. Aber nichts anderes als ein Gravel war es doch!
Vorgestellt vor genau zehn Jahren:

Das war so eine Aufgabe zum Verlieben damals! Spezi P.S. wollte einen handgemachten Wechsel-Rahmen, mit dem er über Sand, Strand, Treppen und unwegsameres Küstengelände rennfahren kann. Also wurde gemeinsam mit ihm und Rahmenbauer Hagen Wechsel geplant, verworfen, ausprobiert und gefeilt.
Und das kam dabei raus: ein handgemachter Alu-Rahmen auf Maß in Rennradgeometrie mit 60mm Schwalbe Moto-Bereifung in 28 Zoll.

Nur zwei Jahre zuvor kam das erste Fahrrad auf den Weltmarkt, das offiziell als „Gravel Bike“ vermarktet wurde: das „Warpig“ von „Salsa Cycles“ aus – genau: Minnesota, dem kiespistigsten US-Bundesstaat ever. Und so sah das damals aus:

(Screenshot von YouTube – © bei „Salsa Cycles“)
Schöner?
Mitnichten!
Und wie dieses uns zugespielte Video vom „GP Groot Egmond-Pier Egmond“ anno 2015, wo sich P.S. und sein Beach-Racer in die Windkante und Gischtbrisen von oben und allen Seiten warfen, beweist: Cyclocross dies-das, aber von veritablen Gravelbikes als Diamantstandard für diese wetter- und untergrunddiffizile Disziplin war noch nicht die allgemeine Kenntnis gewesen… Schon sick, das alles!
Mannometer
In bewusster Nicht-Konkurrenz zum 8. März ist heute International Men’s Day. Und weil Punkt 1 der erklärten Ziele…
„To promote positive male role models; not just movie stars and sports men but everyday, working-class men who are living decent, honest lives“
…ganz gut passt, schauen wir uns das honest life an, das Karl Zenger führt. In den Neunzingern und immer noch am Schrauben und Fahren. Okay – auch recht schlecht zu verstehen zuweilen, aber 1. gibt es dafür Untertitel, und 2. ist allein schon sein Lift in den Reparaturkeller ein Highlighten wert!! Zumal bei uns schon länger ein Praxistest dazu läuft…
Von oben herab
Bis vorhin dachte ich bei Alpe d’Huez ausschließlich an all die epischen Etappen, die sich auf den Straßen rund um die Alpenlegende mit ihren 21 Kehren zugetragen haben – bis mir der Youtube-Algorithmus, den ich schon oft verflucht habe angesichts der vollkommen zu Unrecht vorgeschlagenen Mistmusik, was mich aber andererseits beruhigt zurückließ angesichts der Unterlegenheit von Mathematik oder KI oder beidem, wenn es um die emotional-zusammenhangstechnisch-ästhetische Dimension von Kunst geht, also ääh – sorry fürs Abschweifen am Montagabend:
Bis mir eben dieses Video in die Guck-dir-das-doch-mal-an-Vorschläge gespült wurde. Da lässt uns der Brite Alex Holokow, der unter dem martialischeren Namen Wolfpack Adventures etliche erstaunliche (und ebenso viele anstrengende) Beiträge zu „mountain bike adventures with the goal of inspiring more people to get out and explore the 2-wheeled lifestyle“ postet, …

(Screenshot von Wolfpack Adventures auf Youtube – Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=BFo8xW1JlBE)
… was Hartgesottenere sich gern anschauen mögen, an anderer Stelle an seinem „Megavalanche“-Adventure teilhaben. Und sein Weg vom Gipfel bis zur Ankunft in Allemond (schlappe 2.600 Meter darunter) im Quali-Lauf von 2023 ist einfach eine Reise wert – puuuh. Zur Erklärung: Bei der „Megavalanche“, einer der „legendärsten und unumgänglichsten Marathonabfahrten der Welt“ starten seit 1995 in jedem Sommer (nur im Corona-Jahr 2020 fiel’s aus) sehr, sehr viele Menschen massenstartend gleichzeitig und müssen dann auf 20.000 Metern rasend bergab halt wie die Besengten einfach nur versuchen, auf dem Rad zu bleiben und dabei so viele wie möglich zu überholen – also da, wo es geht. Das war in diesem Jahr noch schwieriger als sonst, weil das Rennen zugenebelt wurde. Hugo „Big Bird“ „die Taube“ Pigeon vom Scott SR Suntour Enduro Team ließ trotzdem alle auf dem letzten Loch La Paloma pfeifend hinter sich, wie schon 2023. Und wenn man im Video (siehe weiter unten, die Redaktion) alle so animalisch keuchen hört und am Rand ausgepumpt ausruhen sieht, ist es umso erstaunlicher, dass Hugo Pigeon wegen ernster Magenprobleme vom Cyclocross zum Enduro wechselte – weniger Belastung… Aber ja: halt nur 20-39 Minuten lang, wenn auch vollst Stoff. Stolz sah er jedenfalls aus, der Große Vogel, mit Michelin-Bibi in den ermatteten Armen, im Ziel nachm Finale. In dem übrigens (Spoiler! Obacht!) Alex Holokow an Position 321 ankam.
Weil Hugo Pigeon ja aber Voll-Profi und deshalb kaum bereit dazu ist, ab und zu einhändig chauffierend dafür zu sorgen, dass die Bordkamera freigewischt wird, und weil er auch keine Zeit für Kommentare, Selbstbeschwichtigungen und Flüche hat, all dies aber für Alex Holokow nicht gilt, gucken wir uns lieber dessen Film an. Von oben bis unten. Weil so eine neue Woche nämlich neue und aufregende Ausblicke verdient hat!
Und wer nu unbedingt Lust aufs Ausprobieren bekommen hat: Hier drei Strecken zum kommoden Nachfahren…
Ist alles so schön bunt hier
Trüber Novemberoktober, Niesel und Dunkelheit allerorten – aber es gibt Hoffnung. Leuchtende Hoffnung! Strahlende Hoffnung! Ein Farbe gewordenes Renn von einem Carbon-Rad: das Topmodell von Alan. Das Super Corsa RC. In der optimistischsten Lackierung ever – Haywire Edition #2.
Zum vor Lebensfreude Verrücktspielen! Nehmt das, ihr unifarben Gewandeten auf euren mattschwarzen Maschinen: È arrivata la primavera!

Seit 1972 mischen die Fahrradbauer von Alan aus der Provinz Padua im Rennrad-, Cyclocross- und Bahnradgeschehen mit, …

… setzten dabei von Anfang an (und eigens patentiert) auf die neue Leichtigkeit dank Aluminium und produzierten schon 1976 ihre ersten Rahmen aus Carbon. Aber noch nie so funky wie nu!

Alan Super Corsa RC Haywire Edition #2
- geradezu filigraner Carbon-Rahmen mit nur 850 Gramm – weil: „higher grade high modulus carbon fiber and a monocoque construction technique that allows for a reduction of internal thicknesses“
- Carbon-Gabel mit nur 350 Gramm
- Carbon-Lenker Deda Superzero RS
- Carbon-Sattelstütze Alan 056
- Carbon-Laufräder Miche SWR 40
- elektronische Schaltung: Shimano Ultegra Di2 R8170
- ohnehin sortenrein aufgebaut, also auch Ultegra-Scheibenbremsen
- Sattel: San Marco Aspide Short Open Fit
- Bereifung: Continental Grand Prix 5000 S TR
- sensationelle Farbgebung
- in Größe S
- kostet als Sonderpreis: 6539€










Zum Reinschnuppern: So sieht es bei Alan selbst gefilmt aus…
Zum Erleben: Rumkommen und in echt inspizieren! Und vom ersten Alpenritt mitten hinein in den adäquat erleuchteten Sonnenuntergang träumen. Hach.

Immer an der Wand lang
Gerade so eben haben wir ihn überstanden, den 12. Oktober und damit den Internationalen Tag der Frustrationsschreie. Zeit, sich jemanden mit extrem hoher Frustrationstoleranz anzugucken! Und mit ohne Beinbruch!
Brust rein!
Nicht nur Touris scheinen sich oberbekleidungsmäßig öfter danebenzubenehmen im Kalabrischen – die Camping-Bar von Praia a Mare ziert eine entsprechendes Doppel-Beschilderung: Zielort beim Giro d’Italia 2016! Eintritt mit nacktem Oberkörper verboten!!
Unklar bleibt, ob damit der ein oder andere Rennradrennenmitrenner gemeint sein könnte…

…oder es doch um den damaligen Gesamtsieger Vincenzo Nibali geht. Der „Hai von Messina“ hat jedenfalls sicher sein Outfit angepasst – irgendwie musste er ja nach dem Podiumsschampus an’nen Caffè kommen!



Nice try
Man nehme zwei Rennräder und schweiße sie zu einem Renn-Tandem zusammen, das dann auf einer Rad-Tour von Schweden Richtung Süden halten soll. Und wenn dann auf der Rückreise ein Auffahrunfall glimpflich ausgeht, aber eine verbogene Gabel zur Folge hat und man ja aber trotzdem irgendwie nach Hause strampeln muss, dann besuche man eine Fachwerkstatt und hole sich Tipps. Zum Beispiel: Setze dich vors Rad, stelle einen Fuß auf die Pedale – und dann ziiiieeeeh die Gabel kräftig nach vorne…

Und wenn das dann nicht reicht, weil auch das Steuerrohr verbogen ist und deshalb trotzdem der Reifen am Rahmen schleift, dann gibt’s eben doch eine längere Ersatzgabel. Nun ja, da passt dann auf die Schnelle keine der langschenkligeren Bremsen, die so eine Fachwerkstatt immer rumliegen hat – aber mit der alten sollte es gehen, zumindest, wenn du dir dann abends auf dem Campingplatz (auf dem man nicht im Zelt, sondern bloß in einer Hängematte schläft, weil die Wettergottheiten zuweilen eben doch auf der Seite der Radtourenden sind) eine Feile zur Hand nimmst und die Bremsbeläge ein bisschen runterfräst. Dann heißt es nur noch: lycka till! Weil zumindest bis nach Hause sollte es reichen. Danach muss es leider heißen: Hejdå, geliebter Totalschaden! Und Danke für die Abenteuer!
Auguri, Fiat!
Genau vor 125 Jahren gründeten neun Entrepreneure in Turin die Fabbrica Italiana Automobili Torino. Automobili? Was haben die hier zu suchen? Abgesehen von der Liebe zum 2300er Familiare sogar etliches! Denn die Erfahrenen unter uns werden sich an das Jahr 1977 erinnern, als Eddy Merckx und seine Teamkollegen wie Patrick Sercu in den Farben von „Fiat France“ unterwegs waren:

Fünfzehn Jahre später wurde eines der sonderlichsten Concept Cars geschaffen, mit dem jemals die Symbiose von bicicletta und auto versucht wurde: der 1992er Fiat Cinquecento Z-ECO concept by Carrozzeria Zagato… Hier die ganze Modellreihe – und hier ein Vorgeschmack:
1992 Fiat Cinquecento Z-ECO with built in bike pod ?
— Kathy Korevec (@simpsoka.bsky.social) 28. April 2023 um 15:04
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Und die richtig, richtig Erfahrenen unter uns werden sich sogar erinnern, dass auch der ausgesprochen automobili-zentrierte Bauer einst eine eigene Fahrrad-Produktion hatte. 1909 begannen die Planungen dazu, als alle Welt dem Bicycle Craze unterlag und die Turiner mithalten wollten. Francesco Di Sario hat für die Associazione Velocipedistica Piemontese eben diese kurze Fiatfahrradepoche wunderschön beschrieben – und übrigens auch ein auf Deutsch übersetztes Buch über die Turiner Fahrradtechniklegende Tommaso Nieddu verfasst. Aber zurück zum Team Fiat: Dessen Geschichte begann mit einem Paukenschlag! Am 31. Oktober 1910 wurden auf einer neuen Radrennbahn mit Betonbahn der italienische Rekord für 100 km und der Weltrekord für die Stunde gebrochen.

Für 1911 war das Profiteam komplett. Nun fuhr auch Ex-Peugeot-Star Lucien Mazan alias Petit Breton, „kleiner Bretone“ also, für den ambitionierten Rennstall „Cicli Fiat“, der etliche Etappensiege bei diversen Rundfahrten und einmal in Person des kleinen Bretonen auch nur gaaaanz knapp nicht den Giro-Gesamtsieg einheimste – Schuld war eine defekte Hinterradnabe mit Getriebe (das er selbst unbedingt gewollt hatte). Mazan musste auf der elften Etappe von Bari nach Neapel aufgeben.

1912 war alles wieder vorbei – der Libyenkrieg verlangte nach Fahrzeugen und Ausrüstung, nicht nach Fahrrädern. Di Sario zitiert den damaligen Fiat-Fahrer Eberardo Pavesi aus „L’avocatt in bicicletta“ von Gianni Brera: Der Fahrrad-Sektor-Manager Follis sei sehr freundlich gewesen und habe dem Team mitgeteilt, dass Fiat „bereits zu viele Autos herstellte und die Fahrradabteilung erweitert oder abgeschafft werden müsse. So wie es war, kam es nicht zurecht.“
Das Ende vom Lied: Die Produktion wurde aufgegeben, der Rennstall abgewickelt. Alle Verträge wurden „auf diese angenehme Art und Weise gelöst: dass wir das letzte bisschen Geld bekommen und viel Glück.“ Der Rest ist Geschichte. Und Pavesi, der flugs zum „Team Atala“ wechselte, feierte noch im selben Jahr seinen einzigen wirklich großen Erfolg: den Gesamtsieg beim Giro d’Italia. Dem er dann ab 1920 als direttore sportivo von zunächst Bianchi und dann Legnano einen draufsetzte: Pavesi war es, der zahlreiche Talente entdeckte und förderte, unter ihnen ein Alfredo Binda, Gino Bartali und Fausto Coppi!