Archiv für die Kategorie „Freizeittipp“
Unfallfrei
Mögen wir alle auch auf ebener und gerader Strecke in diesen seifigen Winterzeiten immer so viel Bremsglück und Fahrradsachverstand haben wie Mister Tom Abfahrtskönig Pidcock (und Filmer SAFA auf seinen Fersen) bei 1:13 (usw.) auf seinem Weg den La Tuna Canyon hinab. Stabil bleiben!
Neu, neuer, Tour de France Femmes 2024!
Das Sommersportfernsehprogramm abseits der Fußball-EM ist klar: Es ist ein Frankreich! Vom 29. Juni bis zum 21. Juli Männer-Tour, ab dem 26. Juli Olympische Sommerspiele in Paris, einen Tag nach deren Ende dann der Start der Tour de France Femmes am 12. August, die bis zum 18. August andauert. Und nur zehn Tage später geht es mit den Paralympischen Spielen weiter.
Bedeutet für die Olympische Radrennen: Die Männer haben sechs Tage Tour-Regenerationszeit, bis am 27. Juli beide Olympischen Chrono-Wettbewerbe anstehen: auf derselben, nahezu steigungsfreien Strecke wie die Frauen über 32,4 km durch Paris und um Paris herum. Eine Woche später dann das Straßenrennen: Am Samstag, den 3. August, gehen die Männer auf die 273-Kilometer-Strecke, und am späten Mittag des 4. Augusts starten die Frauen ihren Wettbewerb über 158 Kilometer. Um nur acht Tage später in Rotterdam den Grand Départ der diesjährigen Femmes-Tour zu zelebrieren. Puuuh!
Diese dritte Neuauflage der Frauen-Tour führt erstmals in die Alpen – und dann auch noch auf den Titan des Radsports hinaus: zum ersten Mal Alpe d’Huez! Und das ist nicht die einzige Premiere. Zum einen startet die Frauen-Tour erstmals im Ausland und verbringt gleich drei Tage dort: zwei Etappen laufen in den Niederlanden und damit in der Heimat von Titelverteidigerin Demi Vollering, dann geht es erst mal nach Belgien, also in die Hood von Lotte Kopecky, der 2023er-Zweitplatzierten. Aus reiner Zeitnot (siehe oben) versuchte das ASO-Orga-Team eine sensationslastige Tugend zu machen und beschert uns dort dann die dritte Neuerung: Das Peloton muss am dritten Tag zum ersten Mal zwei Teilstücke an einem Tag fahren! Erst geht es von Dordrecht nach Rotterdam, und dort wird dann noch ein Einzelzeitfahren drangehängt…
So werden aus acht Etappen nur sieben Tage, für insgesamt 1 Zeitfahren sowie 3 flache, 2 hügeligere und 2 ausgesprochen bergige Etappen. Die letzte führt am 18. August dann auch über 3.900 Höhenmeter auf das „Dach“ der 2024er-Tour: den 1.924 Meter hohen Col du Glandon. Das wird. Was!
Hauptsache Nice
Puuuh: Die wollen’s aber wissen, die Grand-Boucle-Orga-Leute! Bei der 111. Tour de France der Männer vom 29. Juni bis zum 21. Juli warten so viele Strapazen auf die Fahrer wie Spektakel aufs Publikum: mit der Cime de la Bonette ist die mit 2802 Metern höchste asphaltierte Pass-Straße Europas und damit auch der höchste Punkt überhaupt der Tour-Geschichte dabei (stand zuletzt 2008 auf dem Programm), es gibt als Gravel-Zugeständnis etliche weniger asphaltierte Abschnitte, gleich vier Bergankünfte stehen an, und vor allem der Schluss hat es in sich.
Nicht nur findet die abschließende Etappe zum ersten Mal überhaupt nicht in Paris statt, wo halt die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele (ab 26. Juli) stören, sondern in Nizza – und sie ist auch kein Ausrollen oder Winke-Winke-Ereignis wie sonst so oft.
Stattdessen müssen die Fahrer drei unfassbar harte letzte Tage überstehen: Nicht nur die wilde Etappe am 19. Juli, die die Cime de la Bonette passiert. Am vorletzten Tag geht es nochmal rauf auf den Col de la Couillole mit einmal alles – und dann zum gemütlichen Abschluss wartet das 35 Kilometer lange Zeitfahren von Monaco nach Nizza. Nur voraussetzungsvoll oder schon Wahnsinn?
An diesem letzten Tag jedenfalls kann sich also womöglich alles noch eimal neu entscheiden, 35 Jahre nach dem für viele noch immer traumatischen Auf-den-letzten-Drücker-Toursieg von Greg Lemond, 8 Sekunden vor dem dann Zweitplatzierten Laurent Fignon. Es wird also womöglich alles anders als sonst, so wie zu Beginn schon. Denn auch das ist eine Premiere: Zum ersten Mal startet die Tour de France im Nachbarland Italien. Grand Départ in Florenz, und dann in drei Etappen – die auch Pantanis Heimat Cesenatico umfassen – über Bologna bis nach Turin. Wo es dann so richtig losgeht mit schweren Beinen. Bonne chance!
Hoch, höher, Vuelta
Nachdem der Auftakt der Vuelta 2023 in Barcelona beim Teamzeitfahren nicht nur verregnet war, sondern die letzten Fahrer auch im Stockdunklen durch die nassen Straßen jagte und sie im Ziel zu Recht wie Rohrspatzen schimpfen machte, scheint zumindest heute die Sonne. Nicht nur auf Andrea Piccolo, der trotzdem 1,82 Meter misst und sich in Rot mit den anderen auf nach Andorra macht.
Zum 78. Mal Spanien-Rundfahrt, und auch diese Ausgabe wird was für Kletterer. Heute die erste von insgesamt sieben Bergankünften, auch der Tourmalet steht auf dem Programm (als 13. Etappe). Das wird eine harte letzte Grand Tour 2023, bis am 17. September in Madrid alles vorbei ist…
Tourmalet-Tour
Wer immer noch nicht die Frauen-Tour live verfolgt hat: Am vorletzten Tag mindestens sollte es soweit sein, wenn die Königinetappe ansteht! Von Lannemezan zum Col du Tourmalet geht es am Samstag auf der Ostanfahrt von Sainte-Marie-de-Campan über La Mongie auf den knapp 90 Kilometern über satte 17,1 Kilometer bergauf, die durchschnittliche Steigung beträgt 7,5 Prozent. Aua! Für die spektakulären Aussichten hat da zumindest keine Fahrerin Zeit, aber vom Sofa aus lohnt der Blick über all die Pics und Cols samt der sprichwörtlichen Flanken des Tourmalet. Zum ersten Mal ein Pass von über 2000 Metern Seehöhe!
Der erste Fahrradrennen-Mensch auf dem Col du Tourmalet war anno 1910 übrigens der Franzose Octave Lapize – allerdings zu Fuß. Immerhin gewann er die Große Schleife dann auch, aber noch während der Etappe schimpfte er über die Organisatoren als assasins, also „Mörder“.
Das wird am Samstag ungleich schneller vor sich gehen – und wohl die Vorentscheidung bringen. Schließlich folgt die Schlussetappe am Tag darauf, mit einem Zeitfahren in Pau.
Bei der Tour ist nach der Tour ist vor der Tour
Nun also gehen zum 110. Mal die Qualen des Tour-Pelotons auf die letzten Meter – und auch wenn es zwischendurch mal ein paar Kilometer zum Mitrollen gab: Drei Wochen und 3405,6 Kilometer sind einfach unfassbar lang… Warum machen die Leute das eigentlich??? Etwas kritischer befasst sich eine Serie des Saarländischen Rundfunks damit, zu sehen in der ARD-Mediathek: „Mythos Tour“, mit den sprechenden Titeln „Tod“, „Überleben“ und „Leben“. Lohnt sich!
„Da gehört ein paar Leuten der Arsch versohlt, dass sie das seit Jahren abgenickt haben“
….sagte Jens Voigt gerade angesichts der bevorstehenden Großen Schleife des Frankreichs über die vielen Stürze der Vergangenheit, die nicht immer nur mit Berufsrisiko, individuellen Fahrfehlern oder Zufall zu tun hatten, sondern eben auch oft mit einer zu riskanten Streckenführung. „Da könnte man sicherlich die Regeln konsequenter umsetzen“, ergänzte der Ex-Fahrer, der ja selbst für eine Tendenz zur Rasierklingen-Fahrweise bekannt war. Dass die Streckenführung mehr der Spannung als der Sicherheit diene, sei ja klar – aber bisher hätten die Fahrer selbst ihre Macht zu wenig ausgespielt, findet Voigt: „Wenn sie es ein einziges Mal schaffen würden zu sagen: Bis hierher und nicht weiter!“
Auch bei dieser Tour wird es schon am zweiten Tag eine Abfahrt nur sieben Kilometer vor dem Ziel geben, und in den Alpen sind gleich zwei Etappenankünfte direkt nach Abfahrten vorgesehen. Ein ähnliches Streckendesign also wie bei der folgenschweren Etappe der Tour de Suisse am 15. Juni 2023, bei der der 26-jährige Radprofi Gino Mäder auf der Abfahrt vom Albulapass in eine Schlucht stürzte und am folgenden Tag an seinen schweren Verletzungen starb.
Hoffen wir also, dass es ab Samstag und bis zum 23. Juli 2023 (dem Starttag der Tour de France Femmes) glimpflich abläuft! Dass mit Roglic, Evenepoel, Thomas und etlichen anderen so viele (Mit-)Favoriten fehlen werden, kann das Ganze aus sportlicher Sicht ohnehin nur spannender machen, da bräuchte es nun wirklich nicht auch noch eine möglichst infernalische Etappengestaltung. Jens Voigt selbst bleibt auch nur Daumendrücken: „Die Situation ist zu verfahren, um dramatische Änderungen machen zu können, ich sehe keine leichte Lösung, die für alle Beteiligten bequem ist.“ Bonne chance also, dass alles gut ausgeht.
Grand Départ diesmal nicht in Kopenhagen, sondern im baskischen Grünen: Bilbao–Bilbao am 1. Juli, danach viele Kletterkilometer durchs Hinterland.
Und so war das nämlich alles im letzten Jahr:
Von der Vuelta zum Giro
Am 30. Juni ist es soweit: Der Giro d’Italia Donne 2023 startet! Als Vorgeschmack hier knapp fünf Minuten La Vuelta Feminina, bei der die Haudeginnen zeigten, was die Rookies noch lernen müssen, um große Rundfahrten für sich zu entscheiden. In Italia gibt’s die nächste Gelegenheit. Vorfreude!
Giro della Liguria
Nun mal eben viel schöner als der Gardasee!!
Der Tanz um den Vulkan
Der Giro kommt nach Napoli! Heute! Zweimal! An einem Tag! La tappa più bella del mondo, findet „La Mattina“. Keinerlei Gegenrede hier…
Los geht es morgens auf der Piazza del Plebiscito, dann zack erstmal Richtung Vesuvio und drum herum, weiter nach Sorrento auf die Halbinsel der Legenden – und zurück in die Stadt des Lichts, wieder am Vulkan vorbei und am Wasser lang ins Ziel. Bellissimo!!! Auch wenn die schmalen und unvergesslichen Gassen der Altstadt…
…ausgelassen werden. Sturz- und Staunrisiko zu hoch! Aber dafür lassen sich die Aussichten auf den Bucht-Boss genießen: ihre Majestät!