La Primavera, auch in amateurhaft

Am Mittwoch gab’s mit Mailand-Turin das Warmfahren – und am Samstag ist es dann soweit: Von Mailands Velodrom geht die Primavera ab an die Blumen-Riviera nach Sanremo! Alaphilippe hat zwar Vertrag, aber Bronchitis, und statt stattdessen mit Cavendish den nigelnagelneuen Mailand-Turin-Sieger auf die 293 Kilometer zu schicken, wird das Team mit Jakobsen aufgefüllt. Profisport muss nicht logisch sein! Und ein Profisportler auch nicht, übrigens. Sonst hätte Peter Sagan sich im letzten Jahr wohl auch nicht „wie ein Verrückter“ gerieren müssen, als er und sein Bruder Juraj in Monaco in eine Polizeikontrolle gerieten und sich der angetrunkene Slowake aus Furcht, „zwangsgeimpft zu werden“, massiv gegen eine Fahrt zum Hospital wehrte. Äääähemmm. Inzwischen beteuert sein Manager, Sagan sei doppelt geimpft. Und inzwischen ist er außerdem doppelt genesen – und will am Samstag nach Gesundwerd-Pause wieder angreifen. Als einmaliger Zweiter und vierfacher Vierter seit 2011 beim ersten Monument jedes Jahres hat er ja auch ein klares Ziel vor Augen. Wir erinnern uns an 2017, als er mit dem dann Dritten Alaphilippe und dem späteren Sieger Kwiatkowski um den Sieg in Sanremo sprintete:

Primavera-Finish vor fünf Jahren (Bild: Claudio Martino bei Wikimedia Commons/Lizenz)

An der Via Roma einen Schlusssprint-Stehplatz zu ergattern, ist wohl eine Herausforderung. Auch an der Cipressa oder dem Poggio, wo sicher wieder die entscheidenden Sprints ausgefahren oder Attacken gestartet werden, könnte es eng werden. In Ospedaletti aber, am Tunnel Capo Nero, ist das Dabei-Sein sicher am gänsehautnahsten!

Tunnel als Denkmal (Bild: Patafisik bei Wikimedia Commons/Lizenz)

Hier huldigen im Nineties-Style beleuchtete Tafeln nicht nur legendären Fahrern, sondern La Classicissima selbst als Monumentalmonument seit 1907. Und hier fahren an den anderen 364 Tagen im Jahr auch ganz andere Leute durch: Solche, die von der Pista ciclabile del Ponente ligure wissen, der ehemaligen Bahnstrecke, die über immerhin 24 Kilometer zu einem Radweg der reinen Freude ausgebaut wurde – durch Tunnel oder bergiges Terrain zweispurig meist direkt an der aussichtsspektakelreichen Küste entlang. Amateurhaft also im allerbesten Liebhaben-Urwortsinne!

Pista ciclabile del Ponente ligure (Quelle: https://www.pistaciclabile.com/de/karte/)

Und im Hinterland haben denn auch Mountainbike-Bekennende viel zu kurbeln und lachen: Da lagern majestätische Täler und grüüüüne Hügel, die sich zu gewaltigen Bergen auswachsen und klarmachen, warum Ligurien-Fans so von Mare e Monti schwärmen. Wenigstens die Fernsehbilder werden uns ab Samstagmorgen dahin entführen: Wetter soll sonnen, alles ist wohlbereitet. Fahrrad!! Fahren!!

Monti… (© N. Kossel)
…e Mare (© N. Kossel)
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