Sonntagsfahrer – diesmal: durch Flandern
Bei „Quer durch Flandern“ wurde am Mittwoch schon mal geübt fürs große Finale: Glückwunsch an die Siegsprinterin Annemiek van Vleuten…
…und den Landsmann und impressionanten Solo-Ausreißer Dylan Van Baarle – übrigens als einer der wenigsten mit ohne Scheibenbremsen auf den flachen Flandernstraßen und Kopfsteinpflasterabschnitten unterwegs!
Mal sehen, was die Beiden am Sonntag bei der jeweiligen „Ronde van Vlaanderen“ 2021 reißen können: Ab 9.55h gibt es bei Eurosport sieben Stunden Live-Bilder von van Baarle, Titelverteidiger Mathieu van der Poel & Co; ab 16.45h werden dann van Vleuten, 2020-Siegerin Chantal van den Broek-Blaak & ihre Kolleginnen zwei Stunden lang von Kameras begleitet. Wettertechnisch sieht es ja ganz gut aus…
Im Gegensatz zur Ausgabe von 1952, als der im letzten Jahr 93-jährig verstorbene Roger Decock im Schietwetter als Erster jubeln durfte. Der war nämlich ein empathischer Mensch: Nicht nur eröffnete er als Belgier nach der Karriere standesgemäß ein Café mit seiner Frau („De Wildeman“) – er war auch bei der Tour de France vor genau 70 Jahren der einzige Fahrer, der dem in eine 70 Meter tiefe Schlucht gefallenen Gesamtklassement-Führenden zur Hilfe kam. Da lag mit Wim van Est nämlich „bloß wie eine Butterblume“ (so Teamkollege Gerard Peters) der erste Niederländer jemals in Gelb im Gras…
Erst durch ein improvisiertes Seil aus immerhin 40 zusammengeknoteten Schläuchen gelang es dem Hilfs-Team aus Fahrern und Schaulustigen, van Est aus seiner misslichen Lage zu befreien. Sein Rad war hinübergeschrottet und ist heute im Nationaal Fietsmuseum „Velorama“ in Nijmwegen zu besichtigen, er aber fühlte sich so fidel, dass er weiterfahren wollte. Das aber ging nun wirklich nicht! Letztlich zog sogar das ganze Team zurück.
Decock allerdings fuhr die Etappe nach 25 verlorenen, aber heroischen Minuten zuende. Und wurde am Ende immerhin Siebzehnter. Und im Jahr darauf eben der Triumphator im Flandernland, das sich an jenem 6. April 1952 besonders gebeutelt präsentierte: mit Hagel, Sturm, Regen und Schnee. Und um das Ganze abzurunden: Wim van Est, der sich an diesem Tag noch mit dem vierten Platz und 15 Sekunden Rückstand zufriedengeben musste, tat es Decock 1953 nach und gewann (zum einzigen Mal) den Titel des Flandernrundfahrt-Champions.