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Flickenteppich
Heute ist National Ugly Christmas Sweater Day – aber weil wir ja in Lübeck und nicht in diesen Vereinigten Staaten leben und außerdem ungleich mehr Fahrräder als Menschen bemänteln, ziehen wir den Ehrentag des Flickzeugs, der aus Gründen als bewegliches Jubiläum jeweils am Morgen nach dem Bollerwagenvaddertach begangen wird, kurz mal vor: Weil dieser Anblick zwar etwas strange, aber so selbsterklärend schön ist und wir unsere Werkstatt und das Prinzip Reparatur so lieben!!

Unfallfrei
Mögen wir alle auch auf ebener und gerader Strecke in diesen seifigen Winterzeiten immer so viel Bremsglück und Fahrradsachverstand haben wie Mister Tom Abfahrtskönig Pidcock (und Filmer SAFA auf seinen Fersen) bei 1:13 (usw.) auf seinem Weg den La Tuna Canyon hinab. Stabil bleiben!
Hauptsache Nice
Puuuh: Die wollen’s aber wissen, die Grand-Boucle-Orga-Leute! Bei der 111. Tour de France der Männer vom 29. Juni bis zum 21. Juli warten so viele Strapazen auf die Fahrer wie Spektakel aufs Publikum: mit der Cime de la Bonette ist die mit 2802 Metern höchste asphaltierte Pass-Straße Europas und damit auch der höchste Punkt überhaupt der Tour-Geschichte dabei (stand zuletzt 2008 auf dem Programm), es gibt als Gravel-Zugeständnis etliche weniger asphaltierte Abschnitte, gleich vier Bergankünfte stehen an, und vor allem der Schluss hat es in sich.
Nicht nur findet die abschließende Etappe zum ersten Mal überhaupt nicht in Paris statt, wo halt die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele (ab 26. Juli) stören, sondern in Nizza – und sie ist auch kein Ausrollen oder Winke-Winke-Ereignis wie sonst so oft.

(Foto: Anonym, Public domain, via Wikimedia Commons)
Stattdessen müssen die Fahrer drei unfassbar harte letzte Tage überstehen: Nicht nur die wilde Etappe am 19. Juli, die die Cime de la Bonette passiert. Am vorletzten Tag geht es nochmal rauf auf den Col de la Couillole mit einmal alles – und dann zum gemütlichen Abschluss wartet das 35 Kilometer lange Zeitfahren von Monaco nach Nizza. Nur voraussetzungsvoll oder schon Wahnsinn?

(Quelle: https://storage-aso.lequipe.fr/ASO/cycling_tdf/tdf24-parcours.pdf)
An diesem letzten Tag jedenfalls kann sich also womöglich alles noch eimal neu entscheiden, 35 Jahre nach dem für viele noch immer traumatischen Auf-den-letzten-Drücker-Toursieg von Greg Lemond, 8 Sekunden vor dem dann Zweitplatzierten Laurent Fignon. Es wird also womöglich alles anders als sonst, so wie zu Beginn schon. Denn auch das ist eine Premiere: Zum ersten Mal startet die Tour de France im Nachbarland Italien. Grand Départ in Florenz, und dann in drei Etappen – die auch Pantanis Heimat Cesenatico umfassen – über Bologna bis nach Turin. Wo es dann so richtig losgeht mit schweren Beinen. Bonne chance!
Glänzender graveln: mit dem Bergamont Grandurance 8
Auch wenn Bergamont die Grandurance-Modelle All-Road-Bikes nennt – es sind astreine Gravel-Räder. Und das ist auch gut so! Rauf auf die Kies-Road und trotzdem heizen! Das Grandurance 8 mit seinem – Zitat – „stilbildenden Design“ sieht dabei nicht nur ziemlich funky aus, sondern ist robust und komfortabel genug auch für längere Touren. Etliche Ösen an Alu-Rahmen und Carbon-Gabel lassen Platz für allerlei Zubehör, und mit den intern verlegten Zügen macht das Grandurance 8 nicht nur einen puristischen Eindruck, sondern auch das sonst oft figelinsche Bepacken leicht. Sachen zusammenpacken und dem Regen davonfahren!
Bergamont Grandurance 8 Gravel-Bike
- Alu-Rahmen: Ultra lite AL-6061 Rohrsatz
- BGM Allroad Starrgabel aus Carbon mit Carbon Steuerrohr
- drei Befestigungsösen pro Gabel-Seite
- mit Steckachsen (12mm)
- Shimano GRX-Schaltung mit 1 x 11 Gängen
- hydraulische Scheibenbremsen: Shimano GRX
- Lenker: Satori X-Race Aero, Flare: 16°
- Syncros Capital Felgen mit BGM-Naben
- Reifen: Schwalbe G-One Bite, RaceGuard, 45-622
- in Shiny Mirror Green
- wiegt etwa 10.2 Kilo
- kostet 2.299 Euro






OMG: Ü40!
Alejandro Valverde zieht mit seinen 43 Lenzen bei der UCI Gravel World Serie durch, die vierzigeinhalbjährige Annemiek van Vleuten lässt sich weder von Jungspund Demi Wollering (26,5) noch von den Covadonga-Bergen der Picos de Europa (rund dreieinhalb Millionen Jahre) oder dem *brrrrr* asturischen Frühlingsnebel (zeitlos) narren und schnappt sich den Gesamt-Titel: ganadora de La Vuelta Femenina 2023. Chapeau!
Frühling! Mit Böttcher! In bunt!
Wie abgesprochen: mit rahmengleich lackierten Kettenkästen in mehr als warmen Farben. Hamwer uns gefreut! Ein Böttcher Dakkar Meral in „Honiggelb“, dazu das Böttcher Safari Curve in „Reingrün“, beide am selben sonnigen Tag angekommen und abgeholt. Besser lässt sich Böttchers sattes Farbmanagement nicht feiern…

Raus und lang zwischen Rapsfeldern und Saftigwiesen!!
Luft und Sonne.
Endlich!

Neige-Bastogne-Neige
Vor fast genau 43 Jahren, am 24. April 1980 nämlich, erlebte die Radsportwelt das ungemütlichste, forderndste, kurzum ekligste Liège-Bastogne-Liège aller Zeiten: Im Schnee und bei niedrigen Temperaturen kamen von 174 gestarteten Fahrern letztlich nur 21 ins Ziel. Mit fast zehn Minuten Vorsprung war Bernard Hinault damals der Erste, der sich zum Aufwärmen nach drinnen flüchten durfte. Ohne Regenjacke fuhr er damals der Kälte davon – und halt auch allen anderen. Der Dank: Champion der ersten und letzten Austragung von Neige-Bastogne-Neige („Schnee-Bastogne-Schnee“) – und der Verlust des Gefühls in den letzten beiden Gliedern seiner beiden Zeigefinger, wohl durch Erfrierungen. Aua!
Liège-Bastogne-Liège hat viele Geschichten geschrieben, und Demi Vollering und Tadej Pogacar könnten am Sonntag ihre ganz eigenen vervollständigen, denn mit einem Sieg hätten beide alle Ardennen-Klassiker des Jahres 2023 gewonnen!
Start der Frauen ist um 8.40h, die Männer folgen ab 10.30h. Alles live zu verfolgen bei Eurosport: ab 11.15h die Frauen, ab 15h die Männer. Und das Wetter hat wohl ein Einsehen; es ist zwar Regen angesagt, aber bei 13 Grad lässt sich La Doyenne viel kommoder ertragen.
Zurück in die Zukunft
Bei Paris-Roubaix neulich gab’s ja diesmal keinen Megamatsch, dafür aber Besuch von Aliens am Straßenrand, und passend dazu wartet die ganze Welt verzweifelt auf priesen es Infos aus Pressemitteilungen der „Smart Tire Company“ an: das nächste große Ding aus dem Orbit!!! Weltraumtechnik!!! NASA!!! Wow!!


Der „METL“-Reifen besteht aus „aus einem super-elastischen Material“ namens NiTinol+ (eine Nickel-Titan-Legierung), „mit hoher Elastizität und Energie-Rückgabe“ und funktioniert luftlos. Ideal natürlich bei so Pavé-Sektoren auf dem Weg nach Roubaix oder on Tour auf Lübecks Kopfsteinpflaster. Platten mag nämlich niemand, und durch die 2023 neu eingeführte Gummibeschichtung des 2021 vorgestellten Reifens, der zuerst AUF DEM MARS bei den Rover-Missionen (hallihallo!) zum Einsatz kam, versprechen sich die Hersteller ein noch komfortableres Fahrgefühl mit mehr Grip.


Die Einführung ist „noch für dieses Jahr“ geplant, mal sehen. Kosten soll ein METL-Reifen „zwischen 100 und 150 Dollar“. Wenn’s denn funzt?! Wenn’s denn knorke fährt?! Soll ja, angeblich.
Einigermaßen verrückt jedenfalls, dass vor mehr als 125 Jahren schon diverse Patente von Veloziped-Freaks eingereicht wurden, die dieselbe Idee hatten: Pannenschutz in luftlos (oder nur optional aufzupumpend). Damals sollten figgelinsche Federverbauungen zwar sicher nicht das Fahrgefühl optimieren, aber eben doch vor ständigem Liegenbleiben (auf 1896 noch nicht buckelfreien Pisten) schützen.

„Diese Erfindung bezieht sich auf Reifen, die speziell zur Verwendung an Fahrrädern und anderen Fahrzeugen ausgelegt sind, und das Ziel in Sicht ist die Bereitstellung eines mechanischen Reifens, der in seiner Wirkungsweise einem Kissen- oder Luftreifen ähnelt, wobei die Elastizität durch das Mittel einer Reihe von angeordneten Federn erhalten wird um die Radfelge und in einer geeigneten Hülle oder Abdeckung eingeschlossen, wodurch die Notwendigkeit eines Luftreifens entfällt und die Nachteile eines häufigen Durchstechens und Reparierens bei der Verwendung von Luftreifen vermieden werden.“ Nämlich!!
Gleich zwei weitere Patente wurden im Laufe des Dezembers 1896 beim United States Patent and Trademark Office angemeldet. Zuerst eines, das sogar zwei verschiedene Feder-Arten offerierte:


Etwas simpler dann Patent 574,015; auch der Text dazu mutet nahezu bescheiden an:

„Vorzugsweise kann mein verbesserter Reifen verwendet werden, ohne aufgepumpt zu werden, wobei die Feder D dazu dient, den Reifen in seiner richtigen Position zu halten und ihm Elastizität zu verleihen; aber der Reifen kann, falls gewünscht, auch auf die übliche Weise und durch die üblichen Mittel mit Luft aufgepumpt werden, und in diesem Fall dienen sowohl die Luft als auch die Feder dazu, dem Reifen Elastizität zu verleihen und ihn in der richtigen Form zu halten.“
Wie sich diese Federreifen wohl fuhren? Und ob die NASA-Technik zukunftsfähig ist? Ist doch jedenfalls absurd, dass wir uns immer noch vor Splitt, Nägeln, Steinchen, Hubbeln fürchten müssen…
You are Gold
Am Sonntag geht es weiter im Klassiker-Modus: mit dem Amstel Gold Race 2023 – schade zwar, dass sich die Begleitfahrzeuge so sehr gewandelt haben…

(Bild: Public domain photograph – 1974 by The Algemeen Nederlandsch Fotobureau/ANeFo)
Aber nicht nur bei Regenwetter die perfekte Sonntagsbeschäftigung: Eurosport überträgt ab 13h, erst die Ladies, dann die Men. Mit Cauberglegendenschleife und einmal alles.