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Modern Bikepacking
Was machst du, wenn du mit deinem Böttcher Evolution in der Atacama-Wüste unterwegs und gerade erst vom Dengue-Fieber genesen bist, dennoch schon etliche Nächte mit Touren auf bis zu 4.200 Meter Höhe abreißen musstest, weil es tagsüber so windig ist, dass du kaum gucken kannst, geschweige denn irgendwie Strecke machen, sodass stundenlanges Radfahren im Stockdunklen bei teilweise -5 Grad immer noch die bessere Lösung scheint – und dann steht dir eine weitere Kletter-Eskalation auf 4.800 Meter bevor?? Da kannst du dich im Nirgendwo an der chilenisch-argentinischen Grenze schon mal mit einem Polizisten festquatschen, der für jedes Fahrzeug die Absperrung beiseiteräumen muss,…
…sich über Gesellschaft freut und gerne bereit ist, die Brummi-Fahrer anzuschnacken, ob sie dich und dein Fahrrad nicht einfach mitnehmen können, und wenn José aus Argentinien dann zustimmt und auch gleich seine Skills im Modern Bikepacking beweist…
…dann kannst du einfach mal glücklich sein und die Chance nutzen.
Carmen: Alles richtig gemacht! Das Böttcher Evolution hat den Höllentrip gut überstanden – und oben dann ging es dann satte 2.000 Höhenmeter rollend bergab. Jetzt auf gerade mal 2.800 Metern Höhe fällt auch das Atmen wieder leichter…
Genieß dein Abenteuer weiter in vollen Zügen!!! Das ist so wow alles!!! Und soooo groß!!!
Am anderen Ende der Welt
Und während wir alle hier im Alltag weiterleben, ist Fabis Schwester Carmen weiter unterwegs in den umwerfend beeindruckenden Naturszenarien zwischen Chile und Argentinien …
… allein mit ihrem Böttcher Evolution, aber immer wieder zusammen auf Tagestour mit so vielen anderen, die sich auf zwei Rädern auf nach Patagonien gemacht haben. Tatsächlich erstaunlich, auf wie viele Leute aus Europa sie da schon getroffen ist! Und erstaunlich schön auch, zwischendurch mal wieder in der eigenen Sprache schnacken zu können, auch wenn Carmen fließend Spanisch spricht…
Mindestens ein Jahr lang will sie durch die Gegend fahren; und wenn es ihr noch besser als erwartet gefällt, hängt sie noch eins dran. Und fährt dann vielleicht durch Asien.
Los ging es Anfang Oktober mit dem Flug nach Santiago de Chile, und nach ein paar Tagen Eingewöhnung arbeitet sich Carmen Richtung Süden durch, mit Tag für Tag schwindendem Heimweh. Erst parallel zur fabulösen Panamericana, dann mit einem Abstecher nach Argentinien, denn die Straßen in Chile sind komplett eingezäunt – es war unmöglich, Spots zum Wild-Campen zu finden, und die Campingplätze waren wegen der damals noch aktuellen Nebensaison meist nicht geöffnet.
Immerhin eine gute Gelegenheit, Gastfreundschaft zu erleben: Campen im Vorgarten oder auf größeren Höfen, mit Frühstück dazu oder Einladungen zum Mittagessen. Aber nach fast zwei Wochen bog sie doch ab ins Nachbarland, wo alles etwas einfacher läuft. Wobei: Das gilt zwei Monate nach der Amtsübernahme von Neu-Präsident Javier Milei nur noch fürs Fahrradfahren… Denn seit die „rechts-libertäre“ Regierung ihre Maßnahmen durchsetzt (und dafür allmählich trotz Ferienzeit massiveren Gegenwind bekommt), ist es unter anderem jedes Mal ein halbes Abenteuer, an Bargeld zu kommen! Einfach verrückt – und neben der Tatsache, dass nun auch noch Chiles Ex-Präsident Sebastián Piñera tödlich verunglückte und deshalb im Nachbarland Staatstrauer herrscht, erst der Anfang einer ganz anderen Geschichte…
Wenn der Süden Patagoniens erreicht ist, plant Carmen, nach Peru zu fliegen. Da war sie schon und weiß, wie viel besser die Fahrradinfrastruktur ist (wir werden berichten, apropos), und von da aus geht es dann Richtung Kolumbien weiter – wo es dann sogar Radwege gibt! Ist eben alles etwas fahrradaffiner als im Süden.
Mit dem Böttcher Evolution (übrigens in Blaugrün, RAL 5001) ist Carmen bisher absolut zufrieden. War nämlich gar nicht so einfach, ein Reiserad zu finden, das für einen Meter dreiundsechzig gebaut ist. Aber wozu hat man denn einen Bruder, der Fahrrad lebt? Also hat sich Fabi richtig reingehängt.
Obwohl Carmen vom Mountainbike kommt, haben sie sich gegen eine MTB-Variante und für das Evolution mit geradem Lenker entschieden, das dann superindividuell konfiguriert wurde:
- die 27,5-Laufräder machen die Kiste wendiger und agiler
- MTB-mäßig sehr breite Puschen geben Stabilität
- der MTB-ähnlichere Sattel von Ergon wurde extra bestellt
- ebenso wie die Griffe dazu
- die Scheibenbremsen der Wahl: Shimano XT in hydraulisch
- Fabis Kurbel-Empfehlung: Shimano Zee (MTB Stabil)
- statt einer Kettenschaltung wurde eine wartungsarme Rohloff Nabenschaltung ausgesucht
(die übrigens auch die nötigen Autobahntrassentransferbusfahrten gut überstand, bei denen das Fahrrad recht ruppig unter Kofferbergen verstaut wurde…) - Carmen fährt am liebsten mit ganz, ganz leichter Übersetzung, deshalb wurde ein noch kleineres Kettenblatt, als Böttcher es im Angebot hat, bestellt, nach Rohloffs Umrechnungstabelle
- Die Reifen sind tubeless, mit Milch drin – kennt sie schon vom MTB, war die richtige Entscheidung auch hier
Als das alles eingetütet und probegefahren und entschieden war, kam ein kleiner Bammel um die Ecke… Aber Carmens Zwischenfazit lautet: Rahmen, Bremsen, Schaltung – funktioniert alles super. Und mit einem (wirklich seltenen!) Platten lässt sich umgehen.
Und auch beim Zubehör wurden alle figgelinschen Probleme gelöst:
- im Spiegel sind die dicken Brummis besser beim Ranbrausen zu kontrollieren
- und Licht hat’s auch genug: vorne Busch und Müller IQ Cyo Premium Scheinwerfer, hinten ein SON Rücklicht
- Dabei hilft der SON 28 Nabendynamo
- alles passt auf den Tubus Logo evo Gepäckträger
- im Steuerrohr der Gabel steckt nun ein sog. Forumslader. Den lötet Jens During in seiner Werkstatt zusammen; er wird am Dynamo angeschlossen und klaut da die Energie, um das Handy und das Garmin-GPS aufzuladen
- Außerdem hat Carmen ein aufklappbares Solarpanel mit angeschlossener Powerbank
- statt einer Campinggaskartusche nutzt Carmen einen Campingkocher, der mit Hilfe einer Luftpumpe unter Druck mit Benzin betankt wird – ist etwas größer, funzt aber sehr gut
- das Gepäck wurde vor dem Start immer und immer wieder gewogen und neu sortiert; jetzt sind es rund 25 Kilo, das passt
Und so macht Carmen ihren Weg durch Südamerika, und das ganze Sparen und Planen und Bangen hat sich schon jetzt absolut gelohnt. Dass sie alleine reist, ist für ihre Familie und Freund*innen ein viel größeres Problem als für sie selbst; zwar hat sie noch keine Solo-Radreise gemacht, war aber schon öfter alleine unterwegs, ob in Südamerika oder Kambodscha. Naiv oder unbedacht ist dieses Abenteuer eben auf keinen Fall: mit Venezuela hat Carmen gar nicht erst geplant, weil die Situation dort unsicher ist, und solange sie in ländlichen Regionen reist, hat sie weder Schiss noch heikle Situationen erlebt.
Der Plan geht auf: Ich bin 42, jobmäßig passt das, ich habe genug gespart – wenn ich mir jetzt nicht diesen schon Jahre alten und gereiften Traum erfülle, klappt es nie mehr. Chapeau mal 42, liebe Carmen! Und eine traumhafte Reise weiterhin!! Wir werden berichten…
Fahrrad!! Reisen!!
Puuuuuh – was für ein Glück Carmens Böttcher Evolution hat: Solche Aussichten sind rund um Heide eher selten zu haben. Wow.
Und was für ein – selbstgemachtes – Glück Carmen hat: Dass sie diese Südamerika-Tour nicht nur lange wollte und dann geplant hat, sondern sie auch durchzieht. ¡Estupendo!