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Ja, es lebt noch
Was für eine Ode an das Zweitrad! Immer, wenn das favorisierte „Wechsel“-Randonneur bei uns in der Werkstatt ist, muss sein betagteres, dänisches Pendant bei Wind und Wetter quer durch Schleswig-Holstein juckeln, ohne je aufzumucken. Und so sieht es dann jedes Mal auch aus, wenn es selbst eine Reparatur gegönnt bekommt: ein elegant verspaktes Paradebeispiel für Resilienz von Mensch und Maschine. Mehr sustainable geht nicht!
Gibt dann aber schon immer eins, zwei Dinge dran zu tun… Und wenn das Zweitrad dann wieder fahrbereit ist, dauert’s u.a. wegen der notgedrungen verbauten Hollandradgabel (EOL ma sagen) zwar büschen länger bis nach Nordfriesland als mit dem „Wechsel“-Schatz, aber dafür bleibt unterwegs vielleicht Zeit, im Scheinwerfer eine neue Moos-Kultur anzulegen. Wie Albert Einstein über seine Relativitätstheorie sagte: „Sie ist mir beim Fahrradfahren eingefallen“. Siehste!
Mannometer
In bewusster Nicht-Konkurrenz zum 8. März ist heute International Men’s Day. Und weil Punkt 1 der erklärten Ziele…
„To promote positive male role models; not just movie stars and sports men but everyday, working-class men who are living decent, honest lives“
…ganz gut passt, schauen wir uns das honest life an, das Karl Zenger führt. In den Neunzingern und immer noch am Schrauben und Fahren. Okay – auch recht schlecht zu verstehen zuweilen, aber 1. gibt es dafür Untertitel, und 2. ist allein schon sein Lift in den Reparaturkeller ein Highlighten wert!! Zumal bei uns schon länger ein Praxistest dazu läuft…
Aufm Leichtgewicht übern Schotter knattern
So frisch wie im celeste-changierenden Mineral Grey schickt Scott sein 2024er-Gravel Bike „Addict 20“ auf die Straßen, Pisten, Hohlwege und Pendlerstrecken von Alltags- bis Urlaubswelt: leicht as hell, schnell wie ein Reh und robust wie ein alter Fuchs. Ich glaub, ich bin im Wald. Lecker.
- Addict Gravel Disc HMF Carbonrahmen
- mit intern verlegten Zügen
- Gewinde für allerlei Flaschen, Täschchen, Accessoires
- Syncros fender kit ready – Schutzblech-Anbau problemlos
- Addict Gravel Disc HMF Gabel aus Carbon
- elektronische Schaltung: SRAM RIVAL AXS 2 x 12 Gänge
- Laufradsatz: Syncros Capital X40, auch aus Carbon
- Sattel: Syncros Tofino Regular 2.0 Cutout
- Schwalbe G-One Bite Reifen (700x45C)
- Gewicht: ca. 9,18kg (in Größe M)
- maximales Systemgewicht (Fahrrad, Fahrer*in, Ausrüstung, Gepäck): 120kg
- kostet 4.499,00 €
Nice try
Man nehme zwei Rennräder und schweiße sie zu einem Renn-Tandem zusammen, das dann auf einer Rad-Tour von Schweden Richtung Süden halten soll. Und wenn dann auf der Rückreise ein Auffahrunfall glimpflich ausgeht, aber eine verbogene Gabel zur Folge hat und man ja aber trotzdem irgendwie nach Hause strampeln muss, dann besuche man eine Fachwerkstatt und hole sich Tipps. Zum Beispiel: Setze dich vors Rad, stelle einen Fuß auf die Pedale – und dann ziiiieeeeh die Gabel kräftig nach vorne…
Und wenn das dann nicht reicht, weil auch das Steuerrohr verbogen ist und deshalb trotzdem der Reifen am Rahmen schleift, dann gibt’s eben doch eine längere Ersatzgabel. Nun ja, da passt dann auf die Schnelle keine der langschenkligeren Bremsen, die so eine Fachwerkstatt immer rumliegen hat – aber mit der alten sollte es gehen, zumindest, wenn du dir dann abends auf dem Campingplatz (auf dem man nicht im Zelt, sondern bloß in einer Hängematte schläft, weil die Wettergottheiten zuweilen eben doch auf der Seite der Radtourenden sind) eine Feile zur Hand nimmst und die Bremsbeläge ein bisschen runterfräst. Dann heißt es nur noch: lycka till! Weil zumindest bis nach Hause sollte es reichen. Danach muss es leider heißen: Hejdå, geliebter Totalschaden! Und Danke für die Abenteuer!
Recht auf Reparatur – jetzt auch in Europa
Sauber, liebe EU! Der Rat muss noch zustimmen, aber das gilt als Formsache; bald also werden die vom Parlament auf Vorschlag der Kommission verabschiedeten Regeln zum „Recht auf Reparatur“ gültig sein, die dem Trend der letzten Jahre entgegenwirken sollen: Dass technische Geräte zum einen eine „eingebaute Obsoleszenz“ haben, ihre Funktionsfähigkeit also nur auf den zeitlichen Rahmen der gesetzlichen Gewährleistung ausgelegt ist. Und dass andererseits die Reparatur dieser Geräte entweder erschwert wird (durch fehlende Ersatzteile oder Reparaturstätten) oder eben im Vergleich zur Neuanschaffung (durch unverhältnismäßig kostspielige Ersatzteile oder Reparaturen) unangebracht teuer ist. Betroffen sind „schwere Haushaltsgeräte“ wie Kühlschränke, Waschmaschinen oder Geschirrspüler, aber auch Smartphones, Fernseher, Tablets oder – tada! – Fahrräder.
Der Knackpunkt dabei: Nach Ablauf der Gewährleistung verlagert sich die Verantwortung für das Recht auf Reparatur vom Handel zum Hersteller. Und nach der Reparatur wiederum soll eine Gewährleistung eingeführt werden, die ein Jahr lang gilt. Das wird dann also alle Hersteller, die vom Direktkauf via Internet leben, in Zukunft vor Herausforderungen stellen, um ein ganz neues Repaturmanagement durch noch aufzubauende, eigene Werkstätten zu etablieren.
Das Ziel dieser Regelung als Teil des „European Green Deals“ ist hehr: Durch Verlängerung der Lebenszeit von Produkten die bisher absurd hohen Mengen an Müll und die dadurch entstehenden Treibhausgase zu reduzieren. Die Europäische Kommission hatte 2023 den Effekt des Gesetzes für einen Zeitraum von 15 Jahren geschätzt: rund 18,5 Millionen Tonnen Treibhausgase, 1,8 Millionen Tonnen Rohstoffe und 3 Millionen Tonnen Abfall sollen eingespart werden. Was uns Verbraucher*innen gleichzeitig geschätzte 176,5 Milliarden Euro bringen würde, wenn Produkte nicht entsorgt, sondern repariert würden.
Die EU-Mitgliedsländer haben zwei Jahre Zeit, ihre nationale Gesetzgebung entsprechend anzupassen. Und das wird aufwendig. Denn so logisch und im Grunde alternativlos das Vorhaben klingt: Hersteller müssen zur Mitarbeit verpflichtet, die Preislandschaft für die unüberschaubar vielen Ersatzteile überwacht, das Mitwirken der Konsument*innen im Kopf vorbereitet und durch finanzielle Anreize in die Realität umgesetzt werden (etwa „Reparaturgutscheine“, mit denen sich der Staat an den Kosten beteiligt). Und nicht zuletzt muss ja die dafür nötige Infrastruktur für diese neuen Reparaturkreisläufe erst etabliert werden. Geplant ist hier etwa der Aufbau einer einheitlichen europäischen Online-Vermittlungsplattform für Werkstätten und sog. Reparaturcafés…
Das wird spannend, wie es gelingt, sich bei all dem nicht in zu vielen bürokratischen und teuren Prozessen zu verstricken, sondern die beabsichtigte Zeitenwende im Alltag durchzubringen! Denn die verwässernde Wahrheit ist auch: Jeder EU-Staat muss (nur) mindestens eine Maßnahme zur Förderung von Reparaturen einführen. Na ja. Und solche Elektrogeräte, die nicht unter die „Ökodesign“-Verordnung der EU fallen (schreibt die Lieferung von Ersatzteilen innerhalb einer bestimmten Frist vor), sind bisher ausgenommen. Was etwa bei E-Scootern, Toastern oder Kaffeemaschinen der Fall ist. So, so.
Es gibt also reichlich viel zu tun, aber einzelne Mitgliedsländer sind schon relativ weit und haben angefangen, Regelungen umzusetzen: Frankreich ist mit Abstand am weitesten und hat die „Geplante Obsoleszenz“ im Verbraucherschutzgesetz sogar als „Täuschung“ definiert, die mit bis zu zwei Jahren Haft und 300.000 € Geldstrafe geahndet werden kann. In Belgien gilt ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz von 6% auf kleinere Reparturen an u.a. Fahrrädern, Österreich gibt Anti-Elektroschrott-Reparaturgutscheine aus (decken die Hälfte der Kosten bis zu einem Höchstbetrag von 200 Euro ab). Hier gibt es einen ersten Überblick vom Europäischen Verbraucherzentrum auch zu Einzelländern, der wohl stets wachsen wird. Mindestens für Deutschland, denn auch wenn der Koalitionsvertrag schon 2021 Großes versprach: „Die Lebensdauer und die Reparierbarkeit eines Produktes machen wir zum erkennbaren Merkmal der Produkteigenschaft (Recht auf Reparatur)“ – die Umsetzung ist noch überschaubar.
Wir hier jedenfalls haben aus gutem Grund unsere Werkstatt nicht in eine Nische verbannt, sondern reparieren schon immer in der Mitte des Ladens: Im Herz des at schlägt die Stätte des Werkens.
Und die Brexitarians halten sich da ohnehin fein raus. Nun ja, sie haben ja auch einen Spezialisten für solche Fälle, wie Monthy Python schon 1969 verrieten: den Bicycle Repair Man, with the impressive superpower of being able to repair a bicycle with his own hands. Chacka!
Samstags wieder geöffnet!
Lockdown verlängert, aber Lockerungen in Sichtweite, die Sehnsucht ist groß – raus mit uns und im Sattel über Kopfsteinpflaster oder Feldwaldundwiesenwege!!! Und damit die Ausstattung stimmt und auch alle mit ohne Homeoffice die Gelegenheit haben, im besten at der Beckergrube vorbeizuschauen, sind wir ab jetzt wieder jeden Samstag an Bord. Die Werkstatt ist geöffnet, Räder können gebracht oder abgeholt werden. Fahrradberatung abstandsregelgerecht vor der Tür, ansonsten telefonisch oder per Mail.