Artikel-Schlagworte: „Lüttich-Bastogne-Lüttich“

Neige-Bastogne-Neige

Vor fast genau 43 Jahren, am 24. April 1980 nämlich, erlebte die Radsportwelt das ungemütlichste, forderndste, kurzum ekligste Liège-Bastogne-Liège aller Zeiten: Im Schnee und bei niedrigen Temperaturen kamen von 174 gestarteten Fahrern letztlich nur 21 ins Ziel. Mit fast zehn Minuten Vorsprung war Bernard Hinault damals der Erste, der sich zum Aufwärmen nach drinnen flüchten durfte. Ohne Regenjacke fuhr er damals der Kälte davon – und halt auch allen anderen. Der Dank: Champion der ersten und letzten Austragung von Neige-Bastogne-Neige („Schnee-Bastogne-Schnee“) – und der Verlust des Gefühls in den letzten beiden Gliedern seiner beiden Zeigefinger, wohl durch Erfrierungen. Aua!

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Liège-Bastogne-Liège hat viele Geschichten geschrieben, und Demi Vollering und Tadej Pogacar könnten am Sonntag ihre ganz eigenen vervollständigen, denn mit einem Sieg hätten beide alle Ardennen-Klassiker des Jahres 2023 gewonnen!
Start der Frauen ist um 8.40h, die Männer folgen ab 10.30h. Alles live zu verfolgen bei Eurosport: ab 11.15h die Frauen, ab 15h die Männer. Und das Wetter hat wohl ein Einsehen; es ist zwar Regen angesagt, aber bei 13 Grad lässt sich La Doyenne viel kommoder ertragen.

Der allerallerechteste wallonische Pfeil

Die Ardennen-Woche läuft, am Sonntag steht mit Lüttich-Bastogne-Lüttich aka La Doyenne das älteste noch ausgetragene Eintagesrennen der Welt an, am Mittwoch schon zischte der Flèche Wallone durch den Radsportkalender und Glückwunsch an Marta Cavalli und Dylan Teuns – ABER Hélène Dutrieu schlägt sie alle, allermindestens des Spitznamens wegen!! Als flèche humaine, also „menschlicher Pfeil“, machte sie Anfang des letzten Jahrhunderts Furore (und auch verbucht von sich reden). Mit gerade mal 18 Jahren trat die waschechte Wallonin (1877 in Tournai geboren) zuvor bei Profi-Radrennen an, stellte 1895 erstmals einen Stundenweltrekord auf und gewann etliche Sprint-Wettbewerbe, u.a. die Weltmeisterschaften anno 1895, 1897 und 1898.

Im selben Jahr beendete sie ihre Rennradsportkarriere – aber blieb der Geschwindigkeit treu. Im Zirkus ihres Bruders Eugène (auch ein ehemaliger Radprofi) trat Hélène nun im Hippodrom von Tourcoing auf und reiste mit dem Cirque Dutrieu von Varieté zu Varieté. Dort zeigte sie als „Radsensationsartistin“, wie nah am Fliegen Radfahren sein kann…
Aus dem Fahrrad, mit dem sie sich 15 Meter durch die Luft gewirbelt hatte, wurde alsbald ein leichtes Motocyclette, das Moto Ailée (also „geflügeltes Motorrad“). Etliche Zirkusnummern, die den „Looping the loop“ auf dem Programm hatten, zogen ab 1903 durch die Lande. Aber unter all diesen zweirädrigen Flugfreaks war Hélène Dutrieu eine der populärsten, war es doch ohnehin unerhört, sich als Artistin, Sportlerin und Weltenbummlerin durchzuschlagen.

Sensation: Hélène, riding the flume! (Quelle: https://lesilesbooks674506832.files.wordpress.com/2021/02/ride-the-flume-a-1.jpg)

„In het begin had ik hartkloppingen voor ik de fiets op stapte, mijn handen trilden een beetje, het leek of iemand me de keel dichtsnoerde. Maar eens ik op de fiets zit is dat allemaal weg.”

„Zuerst hatte ich Herzrasen, bevor ich auf das Fahrrad stieg, meine Hände zitterten ein bisschen, es war, als würde mir jemand die Kehle zuhalten. Aber sobald ich auf dem Fahrrad sitze, ist alles weg.“

Als die Dutrieu von Körperschmerzen geplagt ihre Varietékunstsportkarriere beenden musste, ging es für den menschlichen Pfeil erst recht steil bergauf: Nach einem ersten (übrigens unangeleiteten) Flug konnte sie auch die prompt erlebte Bruchlandung nicht mehr von der neuen Passion abhalten. Sie widmete sich der Fliegerei, stellte auch dort etliche Premierenrekorde auf, durfte sich Chevalier de la Légion Honneur nennen, bekam den Spitznamen „Falkenmädchen“ und wurde nach den beiden Weltkriegen schließlich Vize-Vorsitzende der Frauensektion des Aéro-Club de France.

Hélène Dutrieu fliegt anno 1911 (Quelle: George Grantham Bain Collection)
(Quelle: George Grantham Bain Collection)

Resumée von Blog Cirk75: „Ohne sich jemals ihrer Heldentaten zu rühmen, die ihrer Meinung nach keine Heldentaten waren, sondern lediglich eine Neigung, ihren Impulsen zu folgen, starb sie am 26. Juni 1961 im Bett, nach einem ausgefüllten Leben voller Kühnheit und Heldentaten, von denen einige auf der Rennstrecke lagen.“ Magnifique!

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2003, als ein „Bianchi“-Fahrer sowie seine Ex-Kollegen in Magenta noch halbwegs als voll die Tour-Helden galten, schmunzelte man zu gern über „Ete“, der in „Höllentour“ den Hoteltelefonhörer mit den Worten abnahm: „Büro des besten Bergfahrers der Welt; Zabel, guten Tag“. Schließlich war da mit Kumpel Rolf Aldag das Gegenteil einer Bergziege gemeint. Und nun, siebzehn Jahre und etliche Rücktritte, Blut- und sonstige Dopingfälle später?? Trägt mit Rick Zabel der Sohn von Sprinter „Ete“ tatsächlich ein Bergtrikot: jenes in Blau, beim Giro d’Italia. Ist zwar erst eine Etappe alt, die Trophäe, aber heute wird sich gezeigt haben, ob Zabel II seinen Vorsprung von genau einer Sekunde und damit das Maglia Azzurra gegen den Punktzweiten Peter Sagan, auch er ja ein begnadeter Kletterer Sprint-Gott, verteidigen konnte. Live wird der Giro zumindest bis nächsten Sonntag nur kostenpflichtig übertragen – aber heute um 22.30h gibt es bei „Eurosport 1“ eine Stunde lang immerhin das Wichtigste.

Auch wenn die Sendezeit geteilt wird, denn in diesem Herbst vergeht kaum ein Wochenende, ohne dass es zu Doppelbelegungen im dicht gedrängten Radsport-Kalender kommt (wir bleiben dran!! Anm. d. Redaktion). Oder wie es die Organisatoren der Flandern-Termine englisch-understatig formulieren: „The 2020 cycling calendar is completely upside down, with a particularly busy agenda in the autumn.“ Heute lief nämlich auch die Mutter aller Eintagesklassiker: Lüttich-Bastogne-Lüttich, bei dem Julian Alaphilippe zum ersten Mal im frisch erfahrenen Regenbogentrikot antrat und bei „La Doyenne“ auftrumpfen wollte. Bonne chance, Loulou!!!!

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