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Radfahren ist Welt
Und Studien dazu sind toll! Und überraschend. Manchmal sogar deprimierend. Weil: Die Aussage „I know how to ride a bicycle“ beantworten im weltweiten Durchschnitt 63% mit Yes; in Poland sind es immerhin 83% der Befragten, Germany fällt mit 61% schon deutlich ab. Und Great Britain? Da bejahen dies gerade mal 55%. What?
O Freddie, o Mercury, das sind schlechte Nachrichten!
Tour de Modellregion
Inzwischen fangen ja nicht nur Hasardeure an, sich langsam an realistische Planungen für Ausflüge oder sogar längere Touren per Rad zu machen – endlich!! In den Tagen vor und an Pfingsten selbst aber hieß es ja noch: Wenn überhaupt über Nacht irgendwohin, dann in eine der raren Modellregionen.
Zum Glück gehörte Nordfriesland dazu, und zum Glück ergatterten wir einen Campingplatzplatz in Friedrichstadt, und zum Glück nahmen wir nicht nur ein Wohnmobil, sondern auch unsere Räder mit!!!
Rund um Friedrichstadt gibt es: Schafe, Rinder, Windmühlen, Treene, Sorge, Eider. Sogar mit Stauwerk! Und die Nordsee dichte bi! Und Brücken, Panzerplatten, Lachmöwenkolonien, Felder. In Friedrichstadt selbst dann die erste Sensation: Der Besuch einer gastronomischen Außen-Einrichtung!! Nach sieben langen Monaten mal wieder irgendwo hinsetzen, Pizza bestellen und essen, ein großes Fass-Jever trinken. War jetzt nicht das italienische Pendant von Roy Petermann, aber eine echte Ristorante-Restauration.
Und ja, wir mussten uns alle zwei, später drei Tage testen lassen. Aber diese Erlebnisse im Haus der dänischen Minderheit waren so gut organisiert wie kicherig aufregend. Und nochmal ja, wir mussten uns überall dank Smudos verpflichtender Luca-App den Angriffen feindlich gesinnter Hacker aussetzen – aber dafür durften wir sitzen, in aller Öffentlichkeit. Ob nu auf Ausflugslokalschemeln oder eben im Sattel, ob unter dramatischem Himmel oder in ein paar wie gemalten Sonnenstunden am Meer, mit regionalen Spezialitäten und kurioser Aussicht auf ein paar einheimisch Geborene, die sich in die 12-Grad-Fluten schwangen…
So ging es etliche Tage auf zwei Rädern durch die Botanik: Das „Böttcher Dakkar“ durfte endlich wieder heimatliche Luft schnuppern, und das elektrisierte „Scott Silence“ half der eher versehrteren Besitzerin, mit dem austrainierten Pedalierer mitzuhalten. In der Tat schafften wir denn auch alle drei hiesigen Must-Sees: Eiderstauwerk, Husums Nordseeufer, die Eiderschleife.
Dass wir mehrere Krähenkolonien um unseren Schlafplatz herum ertragen mussten, die jeweils nur für ein paar nächtliche Stunden den Schnabel hielten, ließ sich angesichts der neu gewonnenen Freiheit wegstecken (und später halt auch abputzen ma sagen).
Sogar ein Tapetenwechsel war noch drin: Von Nordfriesland in den Südosten, ganz neu nun mit einem „Basso Diamante“ aufm Dach. Lord Helmchen und sein „Wechsel“ erwarteten uns im brauereireichen Oberfranken-Hotspot Aufsess – auch da eine reine Punktlandung, weil mit erster Tag Außengastronomie. Begrüßt von „Kathi Bräu“ und dem gewohnten Sonne-Wolken-Mix bei 14 Grad, gefolgt von zwei blitzsauberen Fast-Hundertern mit ordentlich Höhenmetern: das reinste Trainingslager. Aber eben in geschmeidig.
Wie ungewohnt und einfach unersetzlich das alles: unterwegs sein! Draußenluft! Himmel! Menschen! Möge dieser Sommer ein würdiger Nachfolger dieses zart erblühenden Frühlings werden!!!!
Wir sind viele, und wir brauchen das Geld!!!
Was hat „Spiegel online“ neulich gefeiert: „Bund gibt Hunderte Millionen für bessere Fahrradwege frei“ – klingt ja auch erst mal prima, dass Scheuers Ministerium nach eigenen Angaben bis 2023 „knapp 1,5 Milliarden Euro“ (in echt sind es eher 1,46) für den Radverkehr über verschiedene Fördertöpfe bereitstellen wird. „Geld vom Bund ist jetzt reichlich da“, hieß es vom ADFC, der Scheuers Förderprogramm lobte. Indes: Ob das viele Geld bei näherer Betrachtung noch so viel ist, angesichts der vielen baufälligen Fahrwege und der erst anzulegenden Radelmöglichkeiten bundesweit? Und vor allem: Ob dieses Geld auch wirklich benutzt und verbaut werden wird?
Schon im letzten Jahr machte die „taz“ öffentlich, dass im Verkehrs-Ministerium ganze 11,9 Planstellen dafür vorgesehen sind, die hehr klingenden Ziele des „Nationalen Radverkehrsplans“ umzusetzen. Zwei sollten in 2020 dazukommen, aber auch 2021 noch gilt: „Geld ausgeben schwer gemacht“…
Auch in den Ländern und Kommunen sieht es personell mager aus, wie jetzt die SZ recherchierte. Ein Blick auf die vergangenen Jahre zeigt: Aus den bereitgestellten Töpfen wurde immer nur ein Teil abgerufen. Wie der „Tagesspiegel“ herausfand, wurden 2019 sogar zwölf Millionen Euro, die für den Bau von Radwegen gedacht waren, ausgerechnet für Bundesstraßen und den Kauf dazugehöriger Autos genutzt. Rasend gute Idee.
Radfahren macht eben auch Arbeit. Und – bitte!!! – wenn dann irgendwann mal tatsächlich mehr Leute eingestellt werden sollten: Auch „Schneeräumung der Fahrradwege im Winter“ einplanen! Auf Eiskanten und in Matschrillen lässt es sich nämlich so gar nicht komfortabel unterwegs sein – und macht sauer, beim Blick auf die perfekt geräumte Straße daneben. Grrrmpfff.
Das neue Rom
Im früher vom Verkehrsinfarkt bedrohten Rom tut sich was. Der Bürgermeister der Stadt, Ignazio Marino, ist leidenschaftlicher Radfahrer und sorgt mit neuen Maßnahmen für Aufsehen. So hat er die Via dei Fori Imperiale zwischen Kapitol und Kollosseum für den Autoverkehr gesperrt. Seither herrscht dort buntes Treiben, es wird flaniert und randoniert. In der Hauptstadt ist Radfahren beliebt wie nie, hier und in ganz Italien wurden 2013 erstmals mehr Räder verkauft als Autos.