Artikel-Schlagworte: „Radreisen“
Nice try
Man nehme zwei Rennräder und schweiße sie zu einem Renn-Tandem zusammen, das dann auf einer Rad-Tour von Schweden Richtung Süden halten soll. Und wenn dann auf der Rückreise ein Auffahrunfall glimpflich ausgeht, aber eine verbogene Gabel zur Folge hat und man ja aber trotzdem irgendwie nach Hause strampeln muss, dann besuche man eine Fachwerkstatt und hole sich Tipps. Zum Beispiel: Setze dich vors Rad, stelle einen Fuß auf die Pedale – und dann ziiiieeeeh die Gabel kräftig nach vorne…
Und wenn das dann nicht reicht, weil auch das Steuerrohr verbogen ist und deshalb trotzdem der Reifen am Rahmen schleift, dann gibt’s eben doch eine längere Ersatzgabel. Nun ja, da passt dann auf die Schnelle keine der langschenkligeren Bremsen, die so eine Fachwerkstatt immer rumliegen hat – aber mit der alten sollte es gehen, zumindest, wenn du dir dann abends auf dem Campingplatz (auf dem man nicht im Zelt, sondern bloß in einer Hängematte schläft, weil die Wettergottheiten zuweilen eben doch auf der Seite der Radtourenden sind) eine Feile zur Hand nimmst und die Bremsbeläge ein bisschen runterfräst. Dann heißt es nur noch: lycka till! Weil zumindest bis nach Hause sollte es reichen. Danach muss es leider heißen: Hejdå, geliebter Totalschaden! Und Danke für die Abenteuer!
Modern Bikepacking
Was machst du, wenn du mit deinem Böttcher Evolution in der Atacama-Wüste unterwegs und gerade erst vom Dengue-Fieber genesen bist, dennoch schon etliche Nächte mit Touren auf bis zu 4.200 Meter Höhe abreißen musstest, weil es tagsüber so windig ist, dass du kaum gucken kannst, geschweige denn irgendwie Strecke machen, sodass stundenlanges Radfahren im Stockdunklen bei teilweise -5 Grad immer noch die bessere Lösung scheint – und dann steht dir eine weitere Kletter-Eskalation auf 4.800 Meter bevor?? Da kannst du dich im Nirgendwo an der chilenisch-argentinischen Grenze schon mal mit einem Polizisten festquatschen, der für jedes Fahrzeug die Absperrung beiseiteräumen muss,…
…sich über Gesellschaft freut und gerne bereit ist, die Brummi-Fahrer anzuschnacken, ob sie dich und dein Fahrrad nicht einfach mitnehmen können, und wenn José aus Argentinien dann zustimmt und auch gleich seine Skills im Modern Bikepacking beweist…
…dann kannst du einfach mal glücklich sein und die Chance nutzen.
Carmen: Alles richtig gemacht! Das Böttcher Evolution hat den Höllentrip gut überstanden – und oben dann ging es dann satte 2.000 Höhenmeter rollend bergab. Jetzt auf gerade mal 2.800 Metern Höhe fällt auch das Atmen wieder leichter…
Genieß dein Abenteuer weiter in vollen Zügen!!! Das ist so wow alles!!! Und soooo groß!!!
Ostergrüüüüüße
Bald schon sind wir wieder an Bord in Lübeck –
solange werden die ligurischen Berge im und als „at cycles“-Team erklommen…
Im Praxistest:
Ein Scott Addict RC 20 aus 2021, ein Basso Diamante aus 2019 und – als antikstes Stück – ein Scott CR1 Pro von anno 2010.
Wir sehen uns ab Montag, den 8. April, wieder im Laden!!
Und kleiner Spoiler: wir haben Sonne im Gepäck.
Am anderen Ende der Welt
Und während wir alle hier im Alltag weiterleben, ist Fabis Schwester Carmen weiter unterwegs in den umwerfend beeindruckenden Naturszenarien zwischen Chile und Argentinien …
… allein mit ihrem Böttcher Evolution, aber immer wieder zusammen auf Tagestour mit so vielen anderen, die sich auf zwei Rädern auf nach Patagonien gemacht haben. Tatsächlich erstaunlich, auf wie viele Leute aus Europa sie da schon getroffen ist! Und erstaunlich schön auch, zwischendurch mal wieder in der eigenen Sprache schnacken zu können, auch wenn Carmen fließend Spanisch spricht…
Mindestens ein Jahr lang will sie durch die Gegend fahren; und wenn es ihr noch besser als erwartet gefällt, hängt sie noch eins dran. Und fährt dann vielleicht durch Asien.
Los ging es Anfang Oktober mit dem Flug nach Santiago de Chile, und nach ein paar Tagen Eingewöhnung arbeitet sich Carmen Richtung Süden durch, mit Tag für Tag schwindendem Heimweh. Erst parallel zur fabulösen Panamericana, dann mit einem Abstecher nach Argentinien, denn die Straßen in Chile sind komplett eingezäunt – es war unmöglich, Spots zum Wild-Campen zu finden, und die Campingplätze waren wegen der damals noch aktuellen Nebensaison meist nicht geöffnet.
Immerhin eine gute Gelegenheit, Gastfreundschaft zu erleben: Campen im Vorgarten oder auf größeren Höfen, mit Frühstück dazu oder Einladungen zum Mittagessen. Aber nach fast zwei Wochen bog sie doch ab ins Nachbarland, wo alles etwas einfacher läuft. Wobei: Das gilt zwei Monate nach der Amtsübernahme von Neu-Präsident Javier Milei nur noch fürs Fahrradfahren… Denn seit die „rechts-libertäre“ Regierung ihre Maßnahmen durchsetzt (und dafür allmählich trotz Ferienzeit massiveren Gegenwind bekommt), ist es unter anderem jedes Mal ein halbes Abenteuer, an Bargeld zu kommen! Einfach verrückt – und neben der Tatsache, dass nun auch noch Chiles Ex-Präsident Sebastián Piñera tödlich verunglückte und deshalb im Nachbarland Staatstrauer herrscht, erst der Anfang einer ganz anderen Geschichte…
Wenn der Süden Patagoniens erreicht ist, plant Carmen, nach Peru zu fliegen. Da war sie schon und weiß, wie viel besser die Fahrradinfrastruktur ist (wir werden berichten, apropos), und von da aus geht es dann Richtung Kolumbien weiter – wo es dann sogar Radwege gibt! Ist eben alles etwas fahrradaffiner als im Süden.
Mit dem Böttcher Evolution (übrigens in Blaugrün, RAL 5001) ist Carmen bisher absolut zufrieden. War nämlich gar nicht so einfach, ein Reiserad zu finden, das für einen Meter dreiundsechzig gebaut ist. Aber wozu hat man denn einen Bruder, der Fahrrad lebt? Also hat sich Fabi richtig reingehängt.
Obwohl Carmen vom Mountainbike kommt, haben sie sich gegen eine MTB-Variante und für das Evolution mit geradem Lenker entschieden, das dann superindividuell konfiguriert wurde:
- die 27,5-Laufräder machen die Kiste wendiger und agiler
- MTB-mäßig sehr breite Puschen geben Stabilität
- der MTB-ähnlichere Sattel von Ergon wurde extra bestellt
- ebenso wie die Griffe dazu
- die Scheibenbremsen der Wahl: Shimano XT in hydraulisch
- Fabis Kurbel-Empfehlung: Shimano Zee (MTB Stabil)
- statt einer Kettenschaltung wurde eine wartungsarme Rohloff Nabenschaltung ausgesucht
(die übrigens auch die nötigen Autobahntrassentransferbusfahrten gut überstand, bei denen das Fahrrad recht ruppig unter Kofferbergen verstaut wurde…) - Carmen fährt am liebsten mit ganz, ganz leichter Übersetzung, deshalb wurde ein noch kleineres Kettenblatt, als Böttcher es im Angebot hat, bestellt, nach Rohloffs Umrechnungstabelle
- Die Reifen sind tubeless, mit Milch drin – kennt sie schon vom MTB, war die richtige Entscheidung auch hier
Als das alles eingetütet und probegefahren und entschieden war, kam ein kleiner Bammel um die Ecke… Aber Carmens Zwischenfazit lautet: Rahmen, Bremsen, Schaltung – funktioniert alles super. Und mit einem (wirklich seltenen!) Platten lässt sich umgehen.
Und auch beim Zubehör wurden alle figgelinschen Probleme gelöst:
- im Spiegel sind die dicken Brummis besser beim Ranbrausen zu kontrollieren
- und Licht hat’s auch genug: vorne Busch und Müller IQ Cyo Premium Scheinwerfer, hinten ein SON Rücklicht
- Dabei hilft der SON 28 Nabendynamo
- alles passt auf den Tubus Logo evo Gepäckträger
- im Steuerrohr der Gabel steckt nun ein sog. Forumslader. Den lötet Jens During in seiner Werkstatt zusammen; er wird am Dynamo angeschlossen und klaut da die Energie, um das Handy und das Garmin-GPS aufzuladen
- Außerdem hat Carmen ein aufklappbares Solarpanel mit angeschlossener Powerbank
- statt einer Campinggaskartusche nutzt Carmen einen Campingkocher, der mit Hilfe einer Luftpumpe unter Druck mit Benzin betankt wird – ist etwas größer, funzt aber sehr gut
- das Gepäck wurde vor dem Start immer und immer wieder gewogen und neu sortiert; jetzt sind es rund 25 Kilo, das passt
Und so macht Carmen ihren Weg durch Südamerika, und das ganze Sparen und Planen und Bangen hat sich schon jetzt absolut gelohnt. Dass sie alleine reist, ist für ihre Familie und Freund*innen ein viel größeres Problem als für sie selbst; zwar hat sie noch keine Solo-Radreise gemacht, war aber schon öfter alleine unterwegs, ob in Südamerika oder Kambodscha. Naiv oder unbedacht ist dieses Abenteuer eben auf keinen Fall: mit Venezuela hat Carmen gar nicht erst geplant, weil die Situation dort unsicher ist, und solange sie in ländlichen Regionen reist, hat sie weder Schiss noch heikle Situationen erlebt.
Der Plan geht auf: Ich bin 42, jobmäßig passt das, ich habe genug gespart – wenn ich mir jetzt nicht diesen schon Jahre alten und gereiften Traum erfülle, klappt es nie mehr. Chapeau mal 42, liebe Carmen! Und eine traumhafte Reise weiterhin!! Wir werden berichten…
Fernweh? Raus ins Abenteuer!
Noch drei Tage, dann fährt Lord Helmchen unfassbarer Weise mehr als 1.200 km in einer Tour – Daumen!! Bleiben!! Gedrückt!! Aber nicht nur bei Paris-Brest-Paris sind fahrradverliebte Unterwegs-Freaks dabei – jede*r kennt inzwischen wahrscheinlich etliche, die sich dem mehr oder weniger ausgedehnten Langzeit-Touren auf zwei Rädern verschrieben haben. Und mindestens diese Menschen kennen dann sicher inzwischen auch Michel und Olga, die 2016 zu ihrer Fahrrad-Weltreise aufgebrochen sind und seitdem unter „rausgefahren.de“ von allen möglichen und unmöglichen Ecken der Welt aus Videos und Blogbeiträge über ihre Erfahrungen teilen. Yo, muss man mögen, dieses Mitteilungsbedürfnisgedöns – aber weil eben dies eben Teil der Finanzierung ihres Abenteuers ist, die Bilder und Geschichten beeindrucken, sie das auf einfach sehr nette Weise schildern und großen Appetit aufs Wegfahren machen und ihre Tipps tatsächlich helfen, wenn man selbst schon mal leise über sowas nachgedacht hat, kommt man einfach nicht dran vorbei. Welche Ausrüstung des Rades ist sinnvoll? Was sollte was wie eingepackt und verstaut werden? Wie wird man satt und zufrieden? Und wie ist das finanziell hinzukriegen?
Vor allem aber sind Olga und Michel (inzwischen mit Kind und Bus unterwegs) eine Geschichte wert, weil es die von uns sehr geschätzte Fahrradmanufaktur „Böttcher“ aus Heide ist, die mit gesponserten Fahrrädern den World-Road-Trip mitermöglicht haben. Hier stellen die Beiden bei einem Stopp in Ust-Bargusin anno 2019 ihre selbst konfigurierten „Böttcher Expedition“ vor – nach 40.000 km auf Straße, Steppe, Kies und Felsen, im Flussbett, Matsch oder Wüstensturm vor. Ein Wahnsinn.
Im März 2020 mussten Olga und Michel ihre Fahrradweltreise unterbrechen: Coroni machte das Unterwegs-Sein unmöglich – Zitat: „Wir wurden ein paar Tage später beim Zelten von der Polizei aufgegriffen, mit einem Bus nach Havanna geschickt, und dort in ein Hotel einquartiert. Vier Tage später saßen wir dann fassungslos und ungläubig im Flugzeug nach Amsterdam.“ Und so kamen sie nach 3 Jahren, 10 Monaten und 6 Tagen, in denen sie 49.270km gefahren sind und 43 Länder besucht haben, wieder in Dithmarschen an. Drei Monate blieben sie zuhause, aber Ende Juni ging es wieder los. Mit ganz neuem Equipment: Die verdienten „Expeditions“ hatten ausgedient, denn „Böttcher“ stellte Olga und Michel zwei neue Reiseräder des Modells „Evolution“ zur Verfügung.
Inzwischen sind die Beiden seit sieben Jahren unterwegs – nun zu dritt und mit dem Van, der als Base für ausgedehnte Fahrrad-Touren dient. Wer durch alle Filmchen von Olga und Michel stöbern möchte: hier geht’s.
Diamante delle montagne
Wunderwunderwunderschön, Professor F.! Im Goldenen bis auf den Col de l’Iseran hinauf und damit den höchsten überfahrbaren Gebirgspass der Alpen erklettert!!!
Mit einem Basso Diamante mit Campagnolo Chorus Disc von at. Und einer Leidenschaft, die der Kondition in aber überhaupt nix nachsteht.
Wir sind be-ein-druckt!! Und voll fernsüchtig…
Gravelternativlos, oder: mehr Kies wagen!
Viele halten ja Gravel-Räder (also Bikes, klaro) für eine Erfindung der Fahrradindustrie: neue Kategorie in künstlich für mehr Umsatz. Als ob! Nur weil der Name nach Marvel-Universum klingt und sich Assoziationen an den gepflegten Hipsterbart und einen shampooduftenden Dutt unterm Blinkehelm aufdrängen, ist diese modernere Gattung aus der Familie der Bio-Selbstbeweger doch mit richtig viel Sinn ausgestattet.
Wer es nicht glaubt: Auf nach Lower Saxony Niedersachsen! Wir waren gerade da, mittenmang im Westwind. Und im Gewirr der Fahrradwege über Panzerplatten, Waldboden, Heidesand, Landstraßen, Abbruchwege und Spurrillen stattlicher Länge und kreativer Verläufe geht es nur schnell, wenn ein Motor hilft – oder eben dieses Gravel-Dingens. Das ist doch auch nur das englische Wort für Kies! Und auch den gibt es hier allerorten, also jedenfalls sind die Förderbänder und Förderseen unübersehbar:
Und wenn du da dann also den Schildern folgst und dich treiben lassen willst durch die Menschenleere: Da ist dat nüscht mit Rennrad. Fallen 30 Prozent Strecke weg! Und deshalb: Wer rennradwandern und nicht direktemang neben der Landstraße auf dem befestigten Radweg rollen, sondern lieber wenig verpassen will von drumherum – ist schon genau das Richtige, dieses Gravel-Dingens. Denn in der Botanik vons Janze, da wird es ja erst so richtig schön!
Wir haben da auch mal was vorbereitet: einen Serviervorschlag! Denn Bergamont lieferte gerade ein brandneues Grandurance RD5, und dass die „neue All-Road-Geometrie“ hervorgehoben wird, fügt sich in die Erlebnisse des jüngsten Fahrradwochenendes. Viel Zubehör lässt sich auch ranschrauben, die Reifen rollen leicht und haben Grip, und für das letzte Stück Weg in die Pension oder auf den Campingplatz hilft das LED Lichtsystem von Herrmans. Mit Standlichtfunktion, damit die Sicherheit auch beim Nach-dem-Weg-Fragen hält.
Bergamont Grandurance RD 5 (2022er)
- 28″-Alurahmen „ultra lite“ AL-6061 Rohrsatz
- Gabel: Grandurance Aluminium, Schnellspanner, Schutzblechaufnahme
- hydraulische Scheibenbremse Shimano GRX, BR-RX400
- Schaltung: Shimano GRX, ST-RX400, 2×10-fach – speziell für Gravel-Räder entwickelt
- Kassette: Shimano CS-HG50, 11-36t
- 40 mm Schwalbe G-One Allround Bereifung mit leichtrollendem Profil und starkem Grip
- formschöne Gepäckträger-Schutzblech-Kombi mit multifunktionalem Snapit 2.0 System
- Farbe: „kiez blue“ in shiny und mit 90er-Applikationen
- wiegt 13,2 Kilo
- kostet: 1.799€