300km Brevet HH, 2018

Kurzfassung zur Veranstaltung für Eilige: Es war regnerisch kalt, und das beinahe durchgehend. Ansonsten sind 300km halt auch nur 300km…

Langfassung: Am Sonntag ging es weiter mit der Operation „Super Randonneur“. Diesmal Hamburg. Wer einen Brevet in Hamburg fährt kommt unweigerlich in das wahre Vergnügen, Claus Czycholl, das Urgestein der Deutschen Brevet-Szene, kennenzulernen. Wenn mich nicht alles täuscht, fährt Claus die 1200km von Paris-Brest-Paris im kommenden Jahr zum 8. Mal – und zwar im Alter von 80 Lenzen! „So Gott will“ wie er meint, und ich, als Hobby-Arzt, kann da auch kein Hindernis erkennen.

Claus Czycholl bei der Einweisung

Im Startbereich wurde uns Neulingen schnell klar, dass wir hier die große Chance zum Lernen erhalten, denn neben Claus war das Feld gespickt mit einer ganzen Reihe alter Hasen. Und dass wir Grünschnabel sind, das war schon 200m nach dem Start klar. Mit der ersten Gruppe gestartet fuhren wir nach etlichen Wirrungen von hinten auf die letzte Gruppe der Grandseigneurs auf. Man sollte die Strecke schon richtig herum angehen… Im Grunde war das aber auch ein Glück, denn nun waren wir, wo wir hingehörten, und konnten uns in Ruhe einiges abschauen und zuhören. Zunächst einmal die Feststellung von Claus, dass Radfahren nunmal kein Hallensport ist (wir hatten 9° und stetigen Nieselregen). Andere, wertvollere, Weisheiten gab es auch, aber die muss sich jeder selbst erfahren… oder vielleicht gebe ich noch eine zum Besten: „Man muss die Suppe einfach genießen…“

Der Randonneur ist ein Meister der Effizienz. Bei der Fahrt werden die Kräfte so sparsam wie möglich freigesetzt. Man dümpelt so im Feld vor sich hin. Tempo ist zweitrangig. Im Wind fahren ist etwas für die Neulinge und Jungspunde. So kam es, dass Ron und ich gefühlt 80% der Strecke vorne fuhren. Hatte man sich mal demonstrativ hinten einsortiert, befand man sich 5min später, wie durch ein Wunder, wieder in der Führung. Bei 25km/h ja kein Problem. Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Und so kamen wir in entspannter Bummellaune bei der ersten Kontrolle an. Dort gab’s dann gleich die nächste Lektion: Zeit im Stand ist vergeudete Zeit! Und so wurde aus der gemütlichen Truppe weiser Herren ein unglaublich hektischer Haufen. Alle möglichen Höflichkeitsformen, oder wenigstens der Versuch, etwas Würde auszustrahlen, waren hier nicht am Platz. Es wurde gedrängelt, vorgedrängelt und gerne auch über alle Köpfe hinweg innerhalb von einer Minute 3x an den Espresso erinnert. Wer seinen Stempel bekommen, Nahrung ergattert und die Flasche gefüllt hat, der wartet gerade so lange, dass er nicht alleine gegen den Wind aufbrechen muss und fährt dann ab. Da ist es egal, ob der Windschattenspender der letzten 30km nicht fertig ist, weil sein Reißverschluss klemmt etc. Randonneure sind keine Herdentiere…

30min Unterlenker und zweimal verfahren später waren wir wieder im Schutz des Feldes, und die Strecke ein langer, ruhiger Fluss. Wer jetzt denkt: warum verfahren die sich andauernd? Dem sei gesagt: Nur weil es einen Track gibt bedeutet das nicht, dass der auch die Ideale Strecke abbildet. Die Organisatoren selbst zumindest fuhren teils ganz andere Schleichwege – und so war man in gewisser Weise auch abhängig, sobald man ein paar Kilometer mitgefahren ist.

Loser, nasser Waldboden – Die einzige Chance, Weltraumräder zu überholen…

An einer der Kontrollen, einer Tankstelle, hatten wir soweit gelernt, das wir schnell Stempel und Verpflegung organisiert bekamen. Wir hatten Vorsprung und sogar Zeit für einen Kaffee. Dann fiel der Herrentrupp ein, und Claus schnappte sich meinen halbvollen Cappuccino mit den Worten: „Das schaffst du doch gar nicht alles“ und zog das Ding auf Null. Lehrstunde und Ritterschlag in einem. Ein Meisterstück der Effizienz. :-)

Um 21:18h waren wir wieder in Hamburg. Schneller als gedacht, und um einiges schlauer…

Erkenntnisse in Kurzform: 1. Trödeln auf der Strecke, nicht bei den Verpflegungen, 2. (mein persönlicher Tipp bei schlechtem Wetter) Gute Kleidung ist wichtiger als das Rad. 3. Navigation über Ansage reicht nicht, man muss auch das Display sehen können. 4. Das iPhone 6 ist nicht wasserdicht

Update 06.05.2018: Beim 400er in Berlin bot sich ein ganz anderes Bild. Der Randonneur kann eben auch ein Teamplayer sein!

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