Archiv für die Kategorie „Freizeittipp“
Eine Runde Flandern, bitte!
Am Sonntag ist es soweit: Der Frühling ist endgültig da!! Also na ja, zumindest auf dem Radsportkalenderpapier… Zu erwarten sind maximal 8 Grad, wenn sich die Frauen und Männer auf ihren rennenden Maschinen morgen auf die Ronde van Vlaanderen begeben – aber klassischer geht es eben kaum. Van Aert raus wegen C, etliche andere angeschlagen oder auch nicht dabei, van der Poel und Pogacar sind die höchstgehandelten Überfavoriten über die 272,5 Kilometer. Um 10h geht es da los (Zieleinfahrt gegen 16.45h).
Bei den Frauen schauen alle auf die Italienerinnen – allen voran auf Weltmeisterin Elisa Balsamo, die in 2022 bisher alle (bis auf Chiara Consonni) und alles (bis auf Dwars door Vlaanderen) niedergefahren hat und sich anschickt, den Regenbogentrikotfluchschnack Lügen zu strafen. Start ist um 13.25h, das Ziel (jetzt auch inklusive Koppenberg und 10 weiterer Hügel, dazu mit 6 Kopftseinpflasterpassagen) liegt 158,6 Kilometer entfernt und wird round about 17.45h erreicht werden.
Und wir sind live dabei, ab 10.30 Uhr, viele Stunden lang. Bei Eurosport 1.
Als Vorgeschmack und Appetithappen gerne schon jetzt den mindestens interessanten Film darüber gucken, was Profi-Teams so tun: Behind The Scenes bei der Männer-Flandernrundfahrt 2020 (Werbung auf dem Helm bitte deutlich und entschlossen ignorieren). Und über diesen Link lässt sich prima in allen langen Videos von Flanders Classics stöbern.
La Primavera, auch in amateurhaft
Am Mittwoch gab’s mit Mailand-Turin das Warmfahren – und am Samstag ist es dann soweit: Von Mailands Velodrom geht die Primavera ab an die Blumen-Riviera nach Sanremo! Alaphilippe hat zwar Vertrag, aber Bronchitis, und statt stattdessen mit Cavendish den nigelnagelneuen Mailand-Turin-Sieger auf die 293 Kilometer zu schicken, wird das Team mit Jakobsen aufgefüllt. Profisport muss nicht logisch sein! Und ein Profisportler auch nicht, übrigens. Sonst hätte Peter Sagan sich im letzten Jahr wohl auch nicht „wie ein Verrückter“ gerieren müssen, als er und sein Bruder Juraj in Monaco in eine Polizeikontrolle gerieten und sich der angetrunkene Slowake aus Furcht, „zwangsgeimpft zu werden“, massiv gegen eine Fahrt zum Hospital wehrte. Äääähemmm. Inzwischen beteuert sein Manager, Sagan sei doppelt geimpft. Und inzwischen ist er außerdem doppelt genesen – und will am Samstag nach Gesundwerd-Pause wieder angreifen. Als einmaliger Zweiter und vierfacher Vierter seit 2011 beim ersten Monument jedes Jahres hat er ja auch ein klares Ziel vor Augen. Wir erinnern uns an 2017, als er mit dem dann Dritten Alaphilippe und dem späteren Sieger Kwiatkowski um den Sieg in Sanremo sprintete:
An der Via Roma einen Schlusssprint-Stehplatz zu ergattern, ist wohl eine Herausforderung. Auch an der Cipressa oder dem Poggio, wo sicher wieder die entscheidenden Sprints ausgefahren oder Attacken gestartet werden, könnte es eng werden. In Ospedaletti aber, am Tunnel Capo Nero, ist das Dabei-Sein sicher am gänsehautnahsten!
Hier huldigen im Nineties-Style beleuchtete Tafeln nicht nur legendären Fahrern, sondern La Classicissima selbst als Monumentalmonument seit 1907. Und hier fahren an den anderen 364 Tagen im Jahr auch ganz andere Leute durch: Solche, die von der Pista ciclabile del Ponente ligure wissen, der ehemaligen Bahnstrecke, die über immerhin 24 Kilometer zu einem Radweg der reinen Freude ausgebaut wurde – durch Tunnel oder bergiges Terrain zweispurig meist direkt an der aussichtsspektakelreichen Küste entlang. Amateurhaft also im allerbesten Liebhaben-Urwortsinne!
Und im Hinterland haben denn auch Mountainbike-Bekennende viel zu kurbeln und lachen: Da lagern majestätische Täler und grüüüüne Hügel, die sich zu gewaltigen Bergen auswachsen und klarmachen, warum Ligurien-Fans so von Mare e Monti schwärmen. Wenigstens die Fernsehbilder werden uns ab Samstagmorgen dahin entführen: Wetter soll sonnen, alles ist wohlbereitet. Fahrrad!! Fahren!!
Zwischen den Meeren zur Sonne
Die beiden slowenischen Wunderfahrer dominieren die beiden wunderschönen Wochenrennen, auch wenn Pogacar gestern eine italienische Kurve verpasste… Bei Paris-Nizza fallen nach Doppeltitelverteidiger Schachmann reihenweise weitere Fahrer mit Unwohlsein aus, bei Tirreno-Adriatico war Doppel-Corona-Genesener Peter Sagan der prominenteste Aufhörer. Trotzdem natürlich alles spektakulär und weiter spannend. Und diese Aussichten!!! Immer so Hügel, Kirche, Bäume, Hügel, Meer. Aaaaaah!
Hier ja auch Sonne, aber soooo kalt. Da verlockt die Aussicht auf Live-Übertragungen mittenmang in die gute, warme, muggelige Stube. Bei Eurosport gibt’s die beiden Schlussetappen beider Rennen: heute ab mittags erst Frankreich, dann Italia – morgen das Ganze in anders rum. Wunderbar.
Zurück auf die Straße II
Und auch die Männer haben einen vollen WorldTour-März vor sich – einen sehr viel volleren übrigens… Denn es ist Klassikertime, und das heißt auch: öfter mal mit ohne! Alles beginnt wie bei den Frauen am 5. März mit der Strade Bianche. Und hier mit einem Blick zurück nach vorn:
Männer-WorldTour-Termine des kommenden Monats:
5. März: Strade Bianche (am selben Tag wie die Frauen)
6.-13. März: Paris Nizza (ohne Frauen-Pendant…)
7.-13. März: Tirreno-Adriatico (s.o.)
19. März: Mailand-Sanremo (immer noch mit ohne Femminile-Version)
21.-27. März: Katalonien-Rundfahrt (s.o.)
23. März: Driedaagse Brugge-De Panne (einen Tag vor den Frauen)
25. März: E3 Harelbeke (mit ohne again)
27. März: Gent–Wevelgem (sieh an: wie die Frauen!)
30. März: Dwars door Vlaanderen (wieder mit ohne)
…immerhin die Flandern-Rundfahrt am 3. April dann wieder parallel. Jippie?!
Ende August schon was vor??
Ein paar Plätze sind wohl noch frei für das radwandernde Rennen Further („ein ausgeklügeltes und grausames Experiment der Performance-Kunst“??) vom 26.-29. August: Da geht es auf und unterm Rad kreuz und querfeldein durch die mächtigen und mächtig unterschätzten Pyrenäen. Soooo schön da!!! Further-Macher und Neu-Local Camille MacMillan hat versucht, dem Spiegel seine Faszination jenseits vom alpinen in your face zu erklären, nicht zuletzt in Bildern:
Zurück auf die Straße
Bald geht es los mit der Women’s WorldTour 2022, wenn auf den toskanischen Strade Bianche der Startschuss fällt. Bis zur achttägigen Tour de France Femmes sind’s noch einige Monate – aber die Frühjahrsklassiker versprechen Aufregung genug! So wie das ganze letzte Jahr:
Women’s WorldTour-Termine des kommenden Monats:
5. März: Strade Bianche femminile
13. März: Ronde van Drenthe
20. März: Trofeo Alfredo Binda
24. März: Classic Brugge-De Panne
27. März: Gent–Wevelgem
…und am 3. April dann die Flandern-Rundfahrt. Jippie!!
Das dreckige Dutzend…
….könnte Marianne Vos am Samstag zwar noch nicht vollmachen – aber sollte sie sich den World-Champion-Titel im Cyclocross in Fayetteville/USA holen, wäre das immerhin schon Nummer 8. Wobei: Meine Daumen sind gedrückt für Lieblings-Lucinda Brand (Rotterdamse Sportvrouw van het jaar 2021 – yo), die als Titelverteidigerin und Weltcup-Gewinnerin auch nicht gerade unfavorisiert ins Matsch-Rennen geht.
Bei den Männers fehlen nicht nur der noch amtierende Weltmeister Mathieu van der Poel (hat Rücken), sondern auch Wunderradler Wout Van Aert (will sich auf die kommenden Straßenrennen konzentrieren). Wird also spannend! Auf der offiziellen Entry-Liste finden sich reichlich Anwärter auf den neu zu besetzenden Thron, nicht zuletzt die belgischen Weltcup-Triumphierer Isebyt, Vanthourenhout und Aerts. Und bei den Frauen scharren Betsema und Worst schon vernehmlich genug mit den Hufen, um die (etwas) Ältergedienten nerviös zu machen.
So die Vorschau mit Prognosen – und so jedenfalls sieht das Wochenende-Programm aus:
Wo aber kriegen wir nu live was davon mit, falls wir nicht gerade weltenbummelnd in Arkansas unterwegs sind? Hmmm. Eurosport 2 überträgt live, kostet aber, und bei Eurosport 1 gibt’s nur Sonntagabend um 23.30h ne Zusammenfassung. Letzte Hoffnung: den Youtube-Kanal der UCI checken…
Geht langsam los…
At Fahrräder freut sich über das Fahrradparkhaus am Bahnhof! Wird zwar lange nicht für alle Räder reichen, deren Besitzer:innen sich jetzt schon um die Abstellbügel prügeln müssen, aber immerhin: Nur noch drei Jahre, dann werden wenigstens 500 von ihnen warm und trocken und ungeklaut im Parkhaus stehen können. Umsonst leider nicht, aber wohl für 100 Euro jährlich bzw. einen Euro pro Tag.
Es ist ein steiniger Weg
Nun kennt die Welt also die Pläne für die Tour de France 2022: Nach drei Wochen Männer-Rundfahrt ab dem 1. Juli startet am Tag der Finaletappe auch die Tour de France Femmes zur Wiederauflage nach 2009 – auch in Paris. An diesem 24. Juli geht es los: 8 Tage lang Richtung Osten, in die Vogesen. Die Schlussakkorde erklingen dort am 31. Juli.
Die Tour de France Femmes kommt ganz ohne Zeitfahren aus, hat dafür eine Gravel-Etappe zu bieten und etliche Hochkaräter wie den Grand Ballon und das Berfinale in La Planche des Belles Filles. Im Gegensatz zu den Männern dürfen wir uns also auf eine Entscheidung am letzten Tag gefasst machen.
Und auf eine, die nicht den klassischen Anhängsel-Charakter hat – wie etwa bei der Frauen-Vuelta, wie Bahnrad-Olympiasiegerin Mieke Kröger dem Deutschlandfunk schilderte: „Dieses Jahres hatten wir unser Finish auch in Santiago de Compostela am selben Tag wie die Männer, sind aber kurz vor der Kathedrale noch links abgebogen, zu einer Bushaltestelle. Da war unser Finish“. Qué barbaridad!
Bei den Männern, deren Rundfahrt die 109. sein wird, stehen insgesamt 21 Etappen auf dem vollen Programm. Keine Bretagne, kein Südwest-Atlantik diesmal, dafür der Start in Kopenhagen, ein Kopfsteinpflaster-Teilstück und zwei Einzelzeitfahren – eines ganz zum Schluss sogar. Und der good old Alpe d’Huez ist dabei!
Diese Frauen-Tour ist das erste große Rennen, das ein beachtlicheres Preisgeld auszahlt: immerhin 250.000 Euro, davon ein Fünftel für die Siegerin. Ja, gut, okay: Bei den Männern (die – fair geht vor – knapp 2,5 Mal so lange unterwegs sind) ist das die Hälfte der halben Million Euro, die allein der Sieger einstreichen wird (also zehn Mal so viel für sagen wir… Pogacar als zum Beispiel… van Vleuten, o ja!); 2,3 Millionen Euro an Prämien werden da aufgerufen.
Aber trotz allem: Die Zeiten, von denen Mieke Kröger noch erzählen kann, sind hoffentlich endgültig vorbei: „300 Euro für den Sieg und das teilt man dann noch durch sechs Fahrerinnen und zehn Prozent gehen noch ab für den Staff“…
Nummer 5 lebt
Als letztes der 5 Monumente startet am Samstag Il Lombardia, die Rundfahrt durch die Lombardei – zumindest für Männer. Es ist nicht nur das letzte große Spektakel des Fahrradjahres, sondern neben Mailand–Sanremo auch das inzwischen einzige mit ohne Frauen. Kleiner „Fun“-Fact dazu: Während Lizzie Deignan für ihren historischen Sieg beim ersten Paris-Roubaix Femmes am letzten Samstag 1.535 Euro überwiesen bekam, durfte sich Gewinner Sonny Colbrelli tags darauf über rund 30.000 freuen. Warten wir also auf gerechtere Zeiten – und vertreiben uns die Millionen Stunden bis dahin zum Beispiel mit den rund 4.500 Höhenmetern, die am Samstag gemeistert werden, auf etlichen iconic climbs bei der 115. classica delle foglie morte von Como nach Bergamo, 239 Kilometer lang!