Forza Sonny!
Puuuuh. Sonny Colbrelli, Sieger der ikonischen 2021-Ausgabe von Paris-Roubaix und gerade erst von einer Bronchitis genesen, scheint stabil zu sein nach den Herzproblemen hinter der ersten Ziellinie bei der Katalonien-Rundfahrt. Durchhalten!!!
La Primavera, auch in amateurhaft
Am Mittwoch gab’s mit Mailand-Turin das Warmfahren – und am Samstag ist es dann soweit: Von Mailands Velodrom geht die Primavera ab an die Blumen-Riviera nach Sanremo! Alaphilippe hat zwar Vertrag, aber Bronchitis, und statt stattdessen mit Cavendish den nigelnagelneuen Mailand-Turin-Sieger auf die 293 Kilometer zu schicken, wird das Team mit Jakobsen aufgefüllt. Profisport muss nicht logisch sein! Und ein Profisportler auch nicht, übrigens. Sonst hätte Peter Sagan sich im letzten Jahr wohl auch nicht „wie ein Verrückter“ gerieren müssen, als er und sein Bruder Juraj in Monaco in eine Polizeikontrolle gerieten und sich der angetrunkene Slowake aus Furcht, „zwangsgeimpft zu werden“, massiv gegen eine Fahrt zum Hospital wehrte. Äääähemmm. Inzwischen beteuert sein Manager, Sagan sei doppelt geimpft. Und inzwischen ist er außerdem doppelt genesen – und will am Samstag nach Gesundwerd-Pause wieder angreifen. Als einmaliger Zweiter und vierfacher Vierter seit 2011 beim ersten Monument jedes Jahres hat er ja auch ein klares Ziel vor Augen. Wir erinnern uns an 2017, als er mit dem dann Dritten Alaphilippe und dem späteren Sieger Kwiatkowski um den Sieg in Sanremo sprintete:
An der Via Roma einen Schlusssprint-Stehplatz zu ergattern, ist wohl eine Herausforderung. Auch an der Cipressa oder dem Poggio, wo sicher wieder die entscheidenden Sprints ausgefahren oder Attacken gestartet werden, könnte es eng werden. In Ospedaletti aber, am Tunnel Capo Nero, ist das Dabei-Sein sicher am gänsehautnahsten!
Hier huldigen im Nineties-Style beleuchtete Tafeln nicht nur legendären Fahrern, sondern La Classicissima selbst als Monumentalmonument seit 1907. Und hier fahren an den anderen 364 Tagen im Jahr auch ganz andere Leute durch: Solche, die von der Pista ciclabile del Ponente ligure wissen, der ehemaligen Bahnstrecke, die über immerhin 24 Kilometer zu einem Radweg der reinen Freude ausgebaut wurde – durch Tunnel oder bergiges Terrain zweispurig meist direkt an der aussichtsspektakelreichen Küste entlang. Amateurhaft also im allerbesten Liebhaben-Urwortsinne!
Und im Hinterland haben denn auch Mountainbike-Bekennende viel zu kurbeln und lachen: Da lagern majestätische Täler und grüüüüne Hügel, die sich zu gewaltigen Bergen auswachsen und klarmachen, warum Ligurien-Fans so von Mare e Monti schwärmen. Wenigstens die Fernsehbilder werden uns ab Samstagmorgen dahin entführen: Wetter soll sonnen, alles ist wohlbereitet. Fahrrad!! Fahren!!
Zwischen den Meeren zur Sonne
Die beiden slowenischen Wunderfahrer dominieren die beiden wunderschönen Wochenrennen, auch wenn Pogacar gestern eine italienische Kurve verpasste… Bei Paris-Nizza fallen nach Doppeltitelverteidiger Schachmann reihenweise weitere Fahrer mit Unwohlsein aus, bei Tirreno-Adriatico war Doppel-Corona-Genesener Peter Sagan der prominenteste Aufhörer. Trotzdem natürlich alles spektakulär und weiter spannend. Und diese Aussichten!!! Immer so Hügel, Kirche, Bäume, Hügel, Meer. Aaaaaah!
Hier ja auch Sonne, aber soooo kalt. Da verlockt die Aussicht auf Live-Übertragungen mittenmang in die gute, warme, muggelige Stube. Bei Eurosport gibt’s die beiden Schlussetappen beider Rennen: heute ab mittags erst Frankreich, dann Italia – morgen das Ganze in anders rum. Wunderbar.
So nämlich!
Von wegen Frauentag und Hardcourt Bike Polo und so: Joy of Cycling plus Power, Power, Power!!! Oder in neumodischer: #BreaktheBias. Jeden Tag.
Selten schön
Feierabend, nix vor – und du stöberst dich also so durch alles Zweirädrige der Online-Kleinanzeigen und stolperst irgendwann verdutzt: Was? Ist? Das? Ein ganzes Konvolut an Spezialgefährten, und dann noch in alt. Und dann kannst du nicht anders und hast auf einmal zum Beispiel so eine Schönheit im Laden stehen:
Ein Fahrrad für Radball oder Radpolo also. Und beides ist hier in der norddeutschen Tiefebene eben das Gegenteil von verbreitet. Immerhin für Männer aber organisiert die UCI immerhin im 2er-Radball (hier die Regeln in kurz) offizielle Weltwettkämpfe. Zuletzt im Oktober 2021 in Stuttgart, bei den UCI Indoor Cycling World Championships. Der offizielle Youtube-Beitrag zum Finale (Schweiz vs. Deutschland) hat denn auch ausreichend Trend-Appeal:
Etwas realistischer (gerade für Sechtstagerennenconnaisseusen) wird es, wenn ein bisschen Hintergrund-Atmo eingespielt wird. Ich sach ma „Wie heißt die Mutter von Niki Lauda???!!!“…
Aber gut: Abseits von Riesenmehrzweckhallen ist sicher weniger Spektakel und mehr Nur-Sport. Auch von Frauen übrigens, die inzwischen auch radballieren dürfen, wenn auch nicht in einer eigenen Ober- oder gar Bundesliga. Dafür gibt es doch Radpolo! Das ist der UCI zwar offiziell nicht wettkampfwürdig genug, hat aber eine eigene Bundesliga, die nur aus Frauen-Teams besteht. Radpolo-Männer sind seit zehn Jahren geduldet, treten aber (ebenso wie gemischte Teams) nur beim sog. Bundespokal an. Als traditionelle Hallenradsportarten sind Radball und Radpolo weiterhin geschlechtsgetrennt.
Außerhalb der Hallen geht es weniger traditionsbewusst zu; eine rosa Brause war zuletzt sogar versucht, Hardcourt Bike Polo zur Trendsportart hochzumerchandisen. Dabei gab es das doch alles schon: paar Leute (allerlei Geschlechts zuweilen) auf Rädern draußen, Ball dazu, paar Linien und Tore: go. So anno 1898 in Paris, damals als Tri Polo auf drei Rädern. Und auf Eis.
Und nur zwei, drei Jahre später präsentierte „Liebig“ das Sammelkarten-Set Numero 490: „Fahrradspiele“. Da fleucht doch schon ein wohltemperierter Hauch hipsteriger Bikekurieroutdoorkultur durch die gut gekleidete Szenerie!
Jedenfalls in der Tat schade, dass beide Rad- solche Randsportarten sind. Ja, klar: technisch anspruchsvoll, körperlich so anstrengend wie verletzungsträchtig, Spiel-Gerät voraussetzungsvoll, Spiel-Plätze rar, Zugucken eher nur im niveaureicheren Stadium verlockend. Diesdas. Aber schon massig Stil und großer Sport, das alles. Und dann halt diese Räder wie gemalt. Für vor- und rückwärts und alles.
Zurück auf die Straße II
Und auch die Männer haben einen vollen WorldTour-März vor sich – einen sehr viel volleren übrigens… Denn es ist Klassikertime, und das heißt auch: öfter mal mit ohne! Alles beginnt wie bei den Frauen am 5. März mit der Strade Bianche. Und hier mit einem Blick zurück nach vorn:
Männer-WorldTour-Termine des kommenden Monats:
5. März: Strade Bianche (am selben Tag wie die Frauen)
6.-13. März: Paris Nizza (ohne Frauen-Pendant…)
7.-13. März: Tirreno-Adriatico (s.o.)
19. März: Mailand-Sanremo (immer noch mit ohne Femminile-Version)
21.-27. März: Katalonien-Rundfahrt (s.o.)
23. März: Driedaagse Brugge-De Panne (einen Tag vor den Frauen)
25. März: E3 Harelbeke (mit ohne again)
27. März: Gent–Wevelgem (sieh an: wie die Frauen!)
30. März: Dwars door Vlaanderen (wieder mit ohne)
…immerhin die Flandern-Rundfahrt am 3. April dann wieder parallel. Jippie?!
Ende August schon was vor??
Ein paar Plätze sind wohl noch frei für das radwandernde Rennen Further („ein ausgeklügeltes und grausames Experiment der Performance-Kunst“??) vom 26.-29. August: Da geht es auf und unterm Rad kreuz und querfeldein durch die mächtigen und mächtig unterschätzten Pyrenäen. Soooo schön da!!! Further-Macher und Neu-Local Camille MacMillan hat versucht, dem Spiegel seine Faszination jenseits vom alpinen in your face zu erklären, nicht zuletzt in Bildern:
Zurück auf die Straße
Bald geht es los mit der Women’s WorldTour 2022, wenn auf den toskanischen Strade Bianche der Startschuss fällt. Bis zur achttägigen Tour de France Femmes sind’s noch einige Monate – aber die Frühjahrsklassiker versprechen Aufregung genug! So wie das ganze letzte Jahr:
Women’s WorldTour-Termine des kommenden Monats:
5. März: Strade Bianche femminile
13. März: Ronde van Drenthe
20. März: Trofeo Alfredo Binda
24. März: Classic Brugge-De Panne
27. März: Gent–Wevelgem
…und am 3. April dann die Flandern-Rundfahrt. Jippie!!
Auch wenn nun eigentlich alles dagegenspricht,
das Astana-Team irgendwie zu featuren… Dieser Sprechgesang ist einfach zu…äääh: speziell??? Deshalb mit allem gebotenen Abstand zu Doping-Verfehlungen und politischen Verwicklungen (Kasachstan stand 2021 auf Platz 155 der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen, also von 180 insgesamt ma sagen…): Nibali und so am Mic. Und sei es nur als Statement gegen jeden Starkult.
Feiner finishen
Kann man machen, Tom Pidcock! Marianne Vos hatte auf den letzten Metern anderes zu tun…
Tolle Rennen!!! Und wer sie nochmal gucken will: Im Youtube-Kanal von „All The Cycling“ geht das!