Das Gold liegt auf der Straße
Während das traditionelle Doping früherer Pedaleure eher auf Wein und Höherprozentiges ausgelegt war, spielt Bier in semiprofessionelleren Kreisen seine mindestens begleitende Rolle. Und seit 1966 steht einer der Frühjahrsklassiker ja auch ganz im Zeichen eines niederländischen Blonden.
Im letzten Jahr fiel das „Amstel Gold Race“ coronabedingt aus – am Sonntag findet die 2021er-Version statt, wenn auch als nahezu publikumsloses Ereignis. Dafür atmen die weniger Kopfsteinpflaster-Affinen aus: Es darf endlich wieder geklettert werden! Die Anstiege sind zwar eher kurz, aber dafür reichlich eingebaut. 2019 sah das vorm Frauen-Rennen dann streckenbeschreibend so aus:
Und auch am Sonntag werden die miesenfiesen Miniberge alles versuchen, um die Fahrerinnen (starten morgens als erste, Finish wohl so gegen kurz vor Middach) und Fahrer (geht los um 12.05h, Ende gegen 17.30h) zu zermürben. Und wenn schon kaum Leute am Rand stehen werden, dürfen wenigstens die Straßen sprechen und anfeuern – wie hier 2019 die gesprühte Ermutigung für Katarzyna Niewiadoma am Bemelerberg. Und die hat ja auch geholfen, denn Kasia gewann. Mal sehen, was Sonntag für sie drin ist!
Bei den Männern fehlt mit Mathieu van der Poel nicht nur der Enkel von Raymond Poupou Poulidor als lokaler Liebling, sondern auch der letzte Sieger. 2019 hatte er in einem wahren Kraftakt die beiden ausgerissenen Alaphilippe und Fuglsang nicht nur eingeholt, sondern auch sprintend abgehängt. Die beiden, die es bei La Flèche Wallonne drei Tage später viel besser machten und den Sieg Kopf an Kopf unter sich ausfuhren (mit dem besseren Ende für Loulou)…
…hatten sich beim „Gold Race“ verpokert und kurz vorm Ziel die Zusammenarbeit eingestellt. Fuglsang wurde wenigstens noch Dritter, aber für Loulou reichte es genau nicht fürs Podium. Am Sonntag aber! Legen! Sie! Sicher! Los!
País Vasco statt Pavés
Nu hatten wir uns gerade an holprigen Untergrund, Fahrradschäden und sonstiges Halbfrühlingsgepolter gewöhnt und waren längst im vorfreudigen Anflug auf das französische Printemps-Monument – aber nun ja. Isso. Also aus mehr als nachvollziehbaren Gründen kein Paris–Roubaix als Super-Blase, während ganz Frankreich lockdownt. La Reine des Classiques wird verschoben: auf den 3. Oktober. Und damit müssen wir also auch auf die Frauen-Premiere weitere 6 Monate warten. Und nicht nur wir – auch alle Miezekatzen dieser Welt!!!
Andererseits: Was ist schon ein halbes Jahr??? Mehr als 200 Mal so lange dauerte es, bis 2021 der erste Scheldeprijs für Frauen ausgetragen wurde. Ähem. Während die Männer diese Trophäe am Mittwoch zum 108. Mal unter sich ausfuhren, gab’s also für vrouwen die Premiere – Glückwunsch an Lorena Wiebes zu diesem historischen Sieg!!
Und wer mal wieder Lust auf was Längerfristiges hat: Bis übermorgen läuft ja noch die Baskenlandrundfahrt der Männer! Seit Montag geht es in den Bergen, an der bergigen Küste und in den von Bergen umrahmten Tälern zum 60. Mal zur Sache bei der „Itzulia“. Mal mit, mal ohne Biskaya-Sonne.
Die letzten Stunden der letzten beiden Etappen werden bei Eurosport jeweils live übertragen – und am Samstag lohnt es sich besonders. Denn dieses finale Teil- hat es als Filetstück aber mal so richtig in sich:
Weser-Wetter? Wechselhaft!
Danke an Tilman für die stilvollen Stillleben vom Ausflug – bald wird’s Frühling, ich schwör auf alles!!!
Click & Meet?? So geht das bei & mit uns!!
Lübecks Inzidenzwert liegt leider wieder über der qua Landesregierungserlass definierten Einzelhandelsöffnungsgrenze von 50. Damit gelten seit Montag, den 5. April, neue Regelungen.
Dennoch: Einkaufen auch im Laden ist weiter möglich!!
Allerdings unter folgenden Bedingungen:
Bitte einen Termin vereinbaren
–> Das geht auch „auf Zuruf“ vor dem Laden! Die Reihenfolge ergibt sich dann ggf. innerhalb der Warteschlange
Abstandsregeln und Maskenpflicht auch draußen beim Warten
–> Darauf sei der Vollständigkeit halber hingewiesen, läuft ja ohnehin prima
Ein Mensch pro 10 Quadratmeter Ladenfläche
–> Bedeutet bei uns: Weiterhin nur jeweils ein*e Kund*in, wenn wir alle vier arbeiten, ansonsten entsprechend mehr; die Nächsten müssen leider draußen warten, bis ihr Termin dran ist. Wir werden aber ohnehin versuchen, so viel wie möglich vor der Tür zu bedienen, schnacken, helfen, klären, verkaufen
Kontaktdaten müssen dokumentiert werden
–> Wir werden diese nach der vorgeschriebenen Aufbewahrungszeit von 4 Wochen sicher entsorgen!
Sonntagsfahrer – diesmal: durch Flandern
Bei „Quer durch Flandern“ wurde am Mittwoch schon mal geübt fürs große Finale: Glückwunsch an die Siegsprinterin Annemiek van Vleuten…
…und den Landsmann und impressionanten Solo-Ausreißer Dylan Van Baarle – übrigens als einer der wenigsten mit ohne Scheibenbremsen auf den flachen Flandernstraßen und Kopfsteinpflasterabschnitten unterwegs!
Mal sehen, was die Beiden am Sonntag bei der jeweiligen „Ronde van Vlaanderen“ 2021 reißen können: Ab 9.55h gibt es bei Eurosport sieben Stunden Live-Bilder von van Baarle, Titelverteidiger Mathieu van der Poel & Co; ab 16.45h werden dann van Vleuten, 2020-Siegerin Chantal van den Broek-Blaak & ihre Kolleginnen zwei Stunden lang von Kameras begleitet. Wettertechnisch sieht es ja ganz gut aus…
Im Gegensatz zur Ausgabe von 1952, als der im letzten Jahr 93-jährig verstorbene Roger Decock im Schietwetter als Erster jubeln durfte. Der war nämlich ein empathischer Mensch: Nicht nur eröffnete er als Belgier nach der Karriere standesgemäß ein Café mit seiner Frau („De Wildeman“) – er war auch bei der Tour de France vor genau 70 Jahren der einzige Fahrer, der dem in eine 70 Meter tiefe Schlucht gefallenen Gesamtklassement-Führenden zur Hilfe kam. Da lag mit Wim van Est nämlich „bloß wie eine Butterblume“ (so Teamkollege Gerard Peters) der erste Niederländer jemals in Gelb im Gras…
Erst durch ein improvisiertes Seil aus immerhin 40 zusammengeknoteten Schläuchen gelang es dem Hilfs-Team aus Fahrern und Schaulustigen, van Est aus seiner misslichen Lage zu befreien. Sein Rad war hinübergeschrottet und ist heute im Nationaal Fietsmuseum „Velorama“ in Nijmwegen zu besichtigen, er aber fühlte sich so fidel, dass er weiterfahren wollte. Das aber ging nun wirklich nicht! Letztlich zog sogar das ganze Team zurück.
Decock allerdings fuhr die Etappe nach 25 verlorenen, aber heroischen Minuten zuende. Und wurde am Ende immerhin Siebzehnter. Und im Jahr darauf eben der Triumphator im Flandernland, das sich an jenem 6. April 1952 besonders gebeutelt präsentierte: mit Hagel, Sturm, Regen und Schnee. Und um das Ganze abzurunden: Wim van Est, der sich an diesem Tag noch mit dem vierten Platz und 15 Sekunden Rückstand zufriedengeben musste, tat es Decock 1953 nach und gewann (zum einzigen Mal) den Titel des Flandernrundfahrt-Champions.
(Dank an LC NPDC – Lizenz – für das Bild und an Memed_Nurrohmad auf Pixabay für die Gewitterwolke)
Bye-bye, Supertuck!
Ab Donnerstag ist der Supertuck UCI-offiziell verboten. Weil er nämlich in echt gefährlich ist. Und es gibt einen Trost: Wie eine Studie unter Federführung der Eindhoven University of Technology und der Leuven University schon 2017 ermittelte, ist die durch den Sieg von „Don’t-Try-This-at-Home“-Froome bei der 8. Tour-Etappe anno 2016 zu bescheidener Berühmtheit gelangte Abfahrts-Position irgendwo zwischen Lenker, Rahmen und Vorderrad in echt mitnichten die schnellste Art, sich einen Berg hinunterzuwerfen. Pantanis Körperbrett mit Boppes hinterm Sattel schnitt einige Prozente besser ab!
Ehrlich gesagt habe ich die Studie nicht gänzlich gelesen und verstanden – es reichte mir die Erkenntnis, dass Pantani irgendwie schlauer war als Froome…
Hier die 4 Kern-Erkenntnisse:
1. Froome did not win because his descent position was aerodynamically superior.
2. „Top tube safe” position is faster and safer.
3. Even considering pedaling, position “Froome” is not superior.
4. Do not take risks for no gain
Und außerdem ist das die perfekte Gelegenheit, um sich etliche Minuten lang bei der berauschenden (und ungleich schneller als die mitlaufenden km/h-Angaben wirkenden) Abfahrt des „Kings of Supertuck“ in sonnigere, steilere, weiter entfernte Fahrradgegenden zu träumen:
Ostersamstag en route = geschlossen
Wie es schon Tradition ist, haben wir auch an diesem Ostersamstag wieder NICHT geöffnet, sondern sind auf Tour. Genießt das lange Wochenende!
Tatütata
Es wird gemunkelt, in Lübeck gebe es demnächst brandneue Abstellmöglichkeiten auch für Lastenräder: Hallo, 21. Jahrhundert, wir sind da!! Zum Beispiel mit jenem BBF-Lastenrad mit E-Antrieb, das den schönen Namen „MIAMI“ trägt und sich so gut und schnell und wendig auch durch Altstadtstraßen lenken lässt. Etwa von Crockett und Tubbs auf Verfolgungsjagd, ob nu mit oder ohne Haftbefehl in der Wanne vorne Tasche…
Und das hat, kann & ist das „BBF Miami“ E-Lastenrad:
- Alu-Rahmen und Alu-Gabel
- hydraulische Scheibenbremsen „Tektro Auriga Disc“
- Schaltung: „Shimano Acera“ (8 Gänge)
- „Max Drive 36 V“-Mittelmotor von Bafang mit 250 Watt Nenndauerleistung
- Reichweite zwischen turbomäßigen 40 und sparsam e-unterstützten 200km
- Länge: knapp über 2,50
- Ladefläche: 68 lang x 38 breit x 27 hoch
- rund 38kg Gewicht
- zulässiges Gesamtgewicht: 180kg
- kostet: 4.099€
Mailand oder Sanremo – Hauptsache Italien!
Morgen läuft sie, La Classicissima – und war vor 55 Jahren erstmals eine Sache für den baldigen Kannibalen, der da als frischgebackener Twen noch so unschuldig aussieht und den später doch alle fürchten werden. Allein Milano-Sanremo gewann Eddy sieben Mal. In zehn Jahren.
Wie der Herr Merckx sich an 1966 erinnert, verriet er vor 5 Jahren „La Stampa“ in einem Interview: „Avevo 20 anni e nessuno mi conosceva. Attaccai sul Poggio e mi risposero Van Springel, Dancelli e Durante, tutti e tre più velocisti di me. Ma dopo 300 km conta chi ha più fondo. Feci una volata sulla sinistra della strada e subito lo speaker annunciò la vittoria di Durante, che era dall’altra parte della via Roma. Poi il fotofinish fece giustizia.“
Und für alle, denen wie mir das Italienische doch etwas einrostete in letzter Zeit, habe ich hier auch die Ergebnisse einer krakenähnlichen hilfreichen Übersetzungs-Seite, die mir – wenn auch teilweise eigenwillig – auf die Sprünge half: „Ich war 20 und niemand kannte mich. Ich griff den Poggio an und Van Springel, Dancelli und Durante, alle drei Sprinter mehr als ich, antworteten. Aber nach 300 km zählt, wer mehr Tiefe hat. Ich flog links von der Straße und sofort verkündete der Ansager den Sieg von Durante, der sich auf der anderen Seite der Via Roma befand. Dann wurde das Fotofinish gerecht“.
Mal sehen, wie viel giustizia und fondo morgen drinsteckt – die Spannung steigt jedenfalls stündlich. Und, liebe Übersetzungsmaschine: Poggio ist kein Radrennfahrer, den es anzugreifen gilt! Es ist eine ganz gemeine Anhöhe, über die sie alle müssen, ob die Beine noch schnell sind oder nicht. Und wenn die und ihre Schwester Cipressa geschafft sind, ist das gelobte Ziel nu echt nicht mehr weit!