Paris-Brest-Paris 2019 – Vorbereitung

Im letzten Jahr hat sich der Webmaster den Superrandonneur vorgenommen. Mission Accomplished.  Gestern hat Lord Helmchen nun seine Vorregistrierung für Paris-Brest-Paris 2019 bestätigt bekommen. Es wird also ernst, und sollte keine Katastrophe eintreten, dann stehen wir am 18. August an der Startlinie. Gut vorbereitet, aber dennoch ohne Ahnung, was genau die nächsten 75-90 Stunden auf uns wartet…

Apropos Vorbereitung: So ein Unternehmen ist ja für einen normalen Radfahrer ziemlich respekteinflößend. Daher habe ich auch einiges unternommen, damit das unvermeidliche Leiden so gering wie möglich gehalten wird.

Das Training:

Ich war bis Januar 2018 ein ganz normaler Durchschnittsrennradler. Je nach Laune und Wetterlage kamen da 3000-6000km über das Jahr zusammen. Für PBP war klar, ich muss lernen, lange im Sattel zu sitzen und  meine Kräfte richtig einzuteilen.

Ich bin also vom Januar an (relativ stur) mindestens 150km pro Woche gefahren. Meistens aufgeteilt auf 2 Touren, und nur Kilometer gerechnet, die man im Trikot verbringt. So bin ich im letzten Jahr rund 10200km gefahren. Wichtig ist es, bei jedem Wetter zu fahren da man nur so genügend Infos bekommt, welche Kleidung bei welchem Wetter hilft, und wie sich das Material allgemein verhält. Ab wann sind die Taschen durch? Kann ich nach stundenlanger Nässe noch das GPS bedienen? Brauche ich extra wasserabweisende Handschuhe oder Stulpen? Sehe ich noch genug durch die nasse Brille? Usw…

Das Rad:

Die Vernunft würde einen Randonneur vorschreiben. Auf dem hätte man mehr Komfort und bessere Halterungen für Taschen und Schutzbleche. Aus reiner Nostalgie fahre ich PBP aber mit meinem geliebten Wechsel Renner. Ich habe nur einen anderen Sattel (Brooks), Laufräder mit Nabendynamo und grösserer Maulweite, Licht und Schutzbleche bestellt. So habe ich etwas mehr Komfort (26mm Bereifung) und muss nicht über Licht nachdenken. Die Schutzbleche halten gut was ab – vor allem für den Hintermann…

Sitzposition/Kondition:

Es ist generell wichtig, wie man auf dem Rad sitzt. Bei Strecken über 10 Stunden kann die Sitzposition aber entscheiden, ob man noch frisch ist, Schmerzen hat, oder abbrechen muss. Ich bin früher einfach losgefahren, hatte nach 80km meist leichte Rückenschmerzen und nach 150km stärkere Rücken und Nackenschmerzen. Das war okay. Schmerzen gehören halt dazu, dachte ich. Beim Brevet kann man das aber nicht brauchen. Daher war ich einmal beim Bikefitting und habe Sitzposition und Vorbau verändert. Mir hat das ne Menge gebracht.

Und weil die bei der Diagnose so nett sind wurde gleich noch eine Leistungsdiagnostik erstellt. Es kann einfach nicht schaden, wenn man sieht, wo der Körper noch etwas lernen kann. Aus der Erinnerung – und Laienhaft formuliert – war bei mir das Ergebnis, dass sich der Punkt an dem der der Körper die Energie nicht mehr aus den Fettreserven, sondern aus dem Kohlehydratspeicher holt durch gezieltes Training nach hinten verschieben lässt. Zudem kann man durch das Trainieren der Essenszufuhr auch den maximalen Kohlehydratspeicher ausweiten. Wer diese Daten von sich kennt, der kann relativ genau ausrechnen, bei welcher Belastung er über welchen Zeitraum wieviel Nahrung braucht. In wie weit sich mein Training ausgezahlt hat sehe ich dann bei der kommenden Diagnostik.

Ich kann aber jetzt schon ganz klar sagen, dass das Training im Bereich von ~130bpm und ~140W (bei mir die Stelle, an der die Kurve langsam absackte) spürbar etwas gebracht hat. Zudem bin ich morgendliche Kilometer (bis 2,5std) immer nüchtern gefahren.

Erfahrung:

Ich habe bei den ersten Brevets den alten Hasen Löcher in den Bauch gefragt und dabei viele gute Infos bekommen. Was macht man gegen einfrierende Flaschen? Welches Werkzeug/Ersatzteil muss unbedingt mit? Wie teilt man sich das Essen/Schlafen ein? Am Ende muss man aber seine Erfahrung selbst machen und entscheiden, was für einen funktioniert. Bis heute habe ich mir folgende Erfahrungen notiert:

  • Komfort ist Geschwindigkeit (gilt spätestens ab 300km)
  • Regelmäßig das Richtige essen (und nicht zu viel)
  • Mehrere kleine Taschen am Rad verteilt sind praktischer als eine „Große“
  • Gute Kleidung hilft enorm. (Scheint mir bei schlechtem Wetter wichtiger als das Rad)
  • Nachts ist eine Lampe am Helm Gold wert
  • Nachts allein ist nicht gut für den Kopf
  • Nicht hinten verstecken, sondern in der Gruppe auch mal vorne fahren (gilt ganz allgemein und gehört zum guten Ton)
  • Und das Wichtigste: Es geht immer noch weiter. Hast du eine Krise, dann mach ne Pause, lass die anderen fahren, leg dich ggf. ne Runde ins Gras oder fahr ruhig weiter. Irgendwann kommt man wieder, und das Tal ist überwunden…

 

 

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