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Und das Rennen macht: Pastell!
Noch zart erst meldet sich der Sommer an – da kann man schon mal auf die Idee kommen, die kommenden Rennen in ebensolchen Farben zu promoten!
Am 5. Juni geht das 74. Critérium du Dauphiné los, das traditionell ja als erste Generalprobe für die Tour de France gilt (die Tour de Suisse folgt ab dem 12. Juni). Und ab Pfingstmontag rollt die Women’s Tour durch Great Britain. Mit Waliser Black-Mountain-Spektakel am 10. Juni und großem Finale in aller Oxford-Ehrwürdigkeit am Tag darauf.
Gravelternativlos, oder: mehr Kies wagen!
Viele halten ja Gravel-Räder (also Bikes, klaro) für eine Erfindung der Fahrradindustrie: neue Kategorie in künstlich für mehr Umsatz. Als ob! Nur weil der Name nach Marvel-Universum klingt und sich Assoziationen an den gepflegten Hipsterbart und einen shampooduftenden Dutt unterm Blinkehelm aufdrängen, ist diese modernere Gattung aus der Familie der Bio-Selbstbeweger doch mit richtig viel Sinn ausgestattet.
Wer es nicht glaubt: Auf nach Lower Saxony Niedersachsen! Wir waren gerade da, mittenmang im Westwind. Und im Gewirr der Fahrradwege über Panzerplatten, Waldboden, Heidesand, Landstraßen, Abbruchwege und Spurrillen stattlicher Länge und kreativer Verläufe geht es nur schnell, wenn ein Motor hilft – oder eben dieses Gravel-Dingens. Das ist doch auch nur das englische Wort für Kies! Und auch den gibt es hier allerorten, also jedenfalls sind die Förderbänder und Förderseen unübersehbar:
Und wenn du da dann also den Schildern folgst und dich treiben lassen willst durch die Menschenleere: Da ist dat nüscht mit Rennrad. Fallen 30 Prozent Strecke weg! Und deshalb: Wer rennradwandern und nicht direktemang neben der Landstraße auf dem befestigten Radweg rollen, sondern lieber wenig verpassen will von drumherum – ist schon genau das Richtige, dieses Gravel-Dingens. Denn in der Botanik vons Janze, da wird es ja erst so richtig schön!
Wir haben da auch mal was vorbereitet: einen Serviervorschlag! Denn Bergamont lieferte gerade ein brandneues Grandurance RD5, und dass die „neue All-Road-Geometrie“ hervorgehoben wird, fügt sich in die Erlebnisse des jüngsten Fahrradwochenendes. Viel Zubehör lässt sich auch ranschrauben, die Reifen rollen leicht und haben Grip, und für das letzte Stück Weg in die Pension oder auf den Campingplatz hilft das LED Lichtsystem von Herrmans. Mit Standlichtfunktion, damit die Sicherheit auch beim Nach-dem-Weg-Fragen hält.
Bergamont Grandurance RD 5 (2022er)
- 28″-Alurahmen „ultra lite“ AL-6061 Rohrsatz
- Gabel: Grandurance Aluminium, Schnellspanner, Schutzblechaufnahme
- hydraulische Scheibenbremse Shimano GRX, BR-RX400
- Schaltung: Shimano GRX, ST-RX400, 2×10-fach – speziell für Gravel-Räder entwickelt
- Kassette: Shimano CS-HG50, 11-36t
- 40 mm Schwalbe G-One Allround Bereifung mit leichtrollendem Profil und starkem Grip
- formschöne Gepäckträger-Schutzblech-Kombi mit multifunktionalem Snapit 2.0 System
- Farbe: „kiez blue“ in shiny und mit 90er-Applikationen
- wiegt 13,2 Kilo
- kostet: 1.799€
Mensch. Maschin.
Ellen van Dijk, heute, in Grenchen, um 17 Uhr, mit neuem UCI-Stundenweltrekord? Zu übertreffen sind die 48,405 Kilometer, die sich Joscelin Lowden am 30. September 2021 im selben Velodrom erarbeitete.
Den Livestream kommentieren werden Lizzie Deignan und der ehemalige Stundenweltrekordhalter Jens Voigt, der es für gar nicht mal so sehr unwahrscheinlich hält, dass van Dijk an seine eigene Bestmarke von 2014 heranfährt. Das wären dann satte 51,115 Kilometer.
Ähnlich Bahnbrechendes hat sich Filippo Ganna für den 23. oder 24. August vorgenommen: die 55,089 Kilometer nämlich, die der bis heute rekordhaltende Belgiker Victor Campenaerts 2019 binnen 60 Minuten erradelte. Auch Ganna wird dies in Grenchen versuchen und damit 1.435 Meter tiefer gelegt als Campenaerts, der im mexikanischen Aguascalientes auf 1.885 Meter Höhe startete.
Maschin
Ruhetag beim Giro – durchatmen. Sechs Renntage müssen die noch 158 Fahrer (von einst 176) überstehen. Blicken wir also vorsichtig voraus auf den kommenden Sonntag: Finale in Verona. Mit dem zweiten Einzelzeitfahren, bevor dann alles vorbei sein wird. Showtime! Allein schon groß, weil wieder das eigens für den Giro d’Italia 2022 designte Colnago TT1 dabei sein wird. Das Maschin für die gepflegte Einzelzeitfahrt…
Und weil immer wieder schön: bittschön, das Maschin auf 4 Rädern von den 4 Burschen aus dem Österreichischen.
Pretty in Pink
Ganz großes PR-Besteck, aber nix isses erst mal mit Gladiatoren und Colosseum… Das Maglia Rosa wird zunächst und erstmals in Osteuropa vergeben, denn der Giro startet mal wieder ohne d’Italia: Heute geht die dreiwöchige Runde los – in Budapest. Budapest? Reimt sich auf Orbán, reimt sich auf Gesetz „zur Beschränkung der Information über Homo- und Transsexualität“. Und reimt sich auf Giro-Veranstalter RCS Sport, denn was haben sportliche Großveranstaltungen schon mit Politik zu tun??? RCS Sport’s managing director Paolo Bellino sagte bei einem roundtable Interview: „I think us as RCS Sport, us as the Giro d’Italia, we guarantee to all of the people, in general, the possibility of having an incredible event and an incredible time with us. So I have no barrier, I think that our intention is to create an incredible event, with an Italian style of course, with all of the best riders in the world, competing and giving the opportunity of a great party.“ Nachfragen nicht erwünscht. Jahaha: Großes Thema, diesdas – aber von diesem ständigen Geschmäckle wird der Appetit nach Profi-Sport nicht größer und fällt der Blick durch die rosarote Brille immer schwerer.
Vor 100 Tagen ließen die 37 Etappenstädte wenigstens ihre Sehenswürdigkeiten vorfreudig in Pink erstrahlen, und immerhin ein Mann wird drei Tage lang für ein rosa Shirt nicht angefeindet, sondern befeiert werden. Wenn auch leider das Regenbogentrikot fehlen wird – Julian Alaphilippe erholt sich ja erst langsam nach seinem bösen Sturz (und bangt um den Tour-Start).
So jedenfalls sieht die Route vom 105. Giro d’Italia aus:

Giro-Route aus dem Garibaldi (Quelle: https://www.giroditalia.it/en/garibaldi/)
Es wird wahnsinnig viel geklettert (über 51.000 Höhenmeter!!) und ziemlich knapp nur gezeitfahren, zeitgefahren und fahrgezeitigt: 26 Kilometer nämlich. Ohne Titelverteidiger Egan Bernal (auch er ringt noch mit den Folgen seines Sturzes) rechnen sich einige der bergaffineren Komplettfahrer Chancen aus.
Der allerallerechteste wallonische Pfeil
Die Ardennen-Woche läuft, am Sonntag steht mit Lüttich-Bastogne-Lüttich aka La Doyenne das älteste noch ausgetragene Eintagesrennen der Welt an, am Mittwoch schon zischte der Flèche Wallone durch den Radsportkalender und Glückwunsch an Marta Cavalli und Dylan Teuns – ABER Hélène Dutrieu schlägt sie alle, allermindestens des Spitznamens wegen!! Als flèche humaine, also „menschlicher Pfeil“, machte sie Anfang des letzten Jahrhunderts Furore (und auch verbucht von sich reden). Mit gerade mal 18 Jahren trat die waschechte Wallonin (1877 in Tournai geboren) zuvor bei Profi-Radrennen an, stellte 1895 erstmals einen Stundenweltrekord auf und gewann etliche Sprint-Wettbewerbe, u.a. die Weltmeisterschaften anno 1895, 1897 und 1898.


Im selben Jahr beendete sie ihre Rennradsportkarriere – aber blieb der Geschwindigkeit treu. Im Zirkus ihres Bruders Eugène (auch ein ehemaliger Radprofi) trat Hélène nun im Hippodrom von Tourcoing auf und reiste mit dem Cirque Dutrieu von Varieté zu Varieté. Dort zeigte sie als „Radsensationsartistin“, wie nah am Fliegen Radfahren sein kann…
Aus dem Fahrrad, mit dem sie sich 15 Meter durch die Luft gewirbelt hatte, wurde alsbald ein leichtes Motocyclette, das Moto Ailée (also „geflügeltes Motorrad“). Etliche Zirkusnummern, die den „Looping the loop“ auf dem Programm hatten, zogen ab 1903 durch die Lande. Aber unter all diesen zweirädrigen Flugfreaks war Hélène Dutrieu eine der populärsten, war es doch ohnehin unerhört, sich als Artistin, Sportlerin und Weltenbummlerin durchzuschlagen.

„In het begin had ik hartkloppingen voor ik de fiets op stapte, mijn handen trilden een beetje, het leek of iemand me de keel dichtsnoerde. Maar eens ik op de fiets zit is dat allemaal weg.”
„Zuerst hatte ich Herzrasen, bevor ich auf das Fahrrad stieg, meine Hände zitterten ein bisschen, es war, als würde mir jemand die Kehle zuhalten. Aber sobald ich auf dem Fahrrad sitze, ist alles weg.“
Als die Dutrieu von Körperschmerzen geplagt ihre Varietékunstsportkarriere beenden musste, ging es für den menschlichen Pfeil erst recht steil bergauf: Nach einem ersten (übrigens unangeleiteten) Flug konnte sie auch die prompt erlebte Bruchlandung nicht mehr von der neuen Passion abhalten. Sie widmete sich der Fliegerei, stellte auch dort etliche Premierenrekorde auf, durfte sich Chevalier de la Légion Honneur nennen, bekam den Spitznamen „Falkenmädchen“ und wurde nach den beiden Weltkriegen schließlich Vize-Vorsitzende der Frauensektion des Aéro-Club de France.
Resumée von Blog Cirk75: „Ohne sich jemals ihrer Heldentaten zu rühmen, die ihrer Meinung nach keine Heldentaten waren, sondern lediglich eine Neigung, ihren Impulsen zu folgen, starb sie am 26. Juni 1961 im Bett, nach einem ausgefüllten Leben voller Kühnheit und Heldentaten, von denen einige auf der Rennstrecke lagen.“ Magnifique!
Warm und trocken
Es war zwar soooo schön dramatisch letztes Jahr – aber dass an diesem Wochenende zwischen Paris und Roubaix eher Schleierwolken und ein paar Grad mehr herrschen werden: Ich find’s jut. Das Mitleid war ja sogar beim muggeligen Fernseh-Zugucken groß, und dieses Kopfsteinpflasterfeldweggedöns ist ja auch mit ohne Unwetter schwer und erschöpfend genug. Und immerhin gibt es nu auch beim Frauenrennen am Samstag (dem zweiten ever) satt angehobene Preisgelder. 2021er-Siegerin Lizzie Deignan (gerade schwanger und deshalb nicht dabei diesmal) durfte sich ja noch über – aufgepasst – 1.535 Euro „freuen“; die Siegerin wird 2022 immerhin 20.000 Euro einstreichen.
Es ist ein steiniger Weg, aber er geht los.
Bei den Männern – wo Titelverteidiger Sonny Colbrelli fehlen wird, dem es nach dem Herz-Schock bei der Katalonien-Rundfahrt neulich immerhin besser geht! – geht es am Sonntag allerdings um etliche Penunzen mehr: 30.000 Euro gibt es für den Ersten, insgesamt sind 90.000 Euro Preisgelder aufgerufen.
Dafür wird die Werbetrommel aber auch reichlich emotional aufgeladen angeworfen: Drama, Baby!!!!
Eine Runde Flandern, bitte!
Am Sonntag ist es soweit: Der Frühling ist endgültig da!! Also na ja, zumindest auf dem Radsportkalenderpapier… Zu erwarten sind maximal 8 Grad, wenn sich die Frauen und Männer auf ihren rennenden Maschinen morgen auf die Ronde van Vlaanderen begeben – aber klassischer geht es eben kaum. Van Aert raus wegen C, etliche andere angeschlagen oder auch nicht dabei, van der Poel und Pogacar sind die höchstgehandelten Überfavoriten über die 272,5 Kilometer. Um 10h geht es da los (Zieleinfahrt gegen 16.45h).
Bei den Frauen schauen alle auf die Italienerinnen – allen voran auf Weltmeisterin Elisa Balsamo, die in 2022 bisher alle (bis auf Chiara Consonni) und alles (bis auf Dwars door Vlaanderen) niedergefahren hat und sich anschickt, den Regenbogentrikotfluchschnack Lügen zu strafen. Start ist um 13.25h, das Ziel (jetzt auch inklusive Koppenberg und 10 weiterer Hügel, dazu mit 6 Kopftseinpflasterpassagen) liegt 158,6 Kilometer entfernt und wird round about 17.45h erreicht werden.
Und wir sind live dabei, ab 10.30 Uhr, viele Stunden lang. Bei Eurosport 1.
Als Vorgeschmack und Appetithappen gerne schon jetzt den mindestens interessanten Film darüber gucken, was Profi-Teams so tun: Behind The Scenes bei der Männer-Flandernrundfahrt 2020 (Werbung auf dem Helm bitte deutlich und entschlossen ignorieren). Und über diesen Link lässt sich prima in allen langen Videos von Flanders Classics stöbern.
Allein schon, wie sich das schon schön liest: Settimana Internazionale Coppi e Bartali!!

Fünf Tage mit dem Rad rennen im Zeichen von Fausto und Gino: Gestern war es für 2022 vorbei damit – und am Ende war nicht der stets zu Scherzen aufgelegte Paolo Bettini (hihi, das waren noch Zeiten!), sondern der ja ohnehin auch viel jüngere Ire Eddie Dunbar vorne. Und der sagte immerhin vor ein paar Jahren schon: „I won’t quit cycling till I’ve won the Tour de France.“ Na denn man denn!
Forza Sonny!
Puuuuh. Sonny Colbrelli, Sieger der ikonischen 2021-Ausgabe von Paris-Roubaix….
As we rolled into the Roubaix velodrome earlier, I swear I could hear the sobs of joy still echoing from Sonny Colbrelli many years before us. Visiting this icon landmark has cemented my love of The Hell of the North. ?
— PeerQ (@peerq.bsky.social) 10. Januar 2025 um 21:25
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….und gerade erst von einer Bronchitis genesen, scheint stabil zu sein nach den Herzproblemen hinter der ersten Ziellinie bei der Katalonien-Rundfahrt. Durchhalten!!!










