Mein Gravel, meine Hängematte und ich.
Corona hat alle Planungen dieses Jahr über den Haufen geworfen. Statt auf dem Rad von großen Taten zu träumen (und diese dann umsetzen), steht jetzt Homeschooling, steter Zeitmangel und Homeoffice auf dem Speiseplan. Bevor mir endgültig der Bauch Kamm schwillt fahre ich in Gedanken schon mal mit Gravelbike, Hängematte und Mini-Schlafsack kreuz und quer durch Deuschland. Ihr wollt mit? Nix da, das schöne daran ist ja das man alleine ist!
Echt wahr?
Der Pevenage Rudy hat ein Buch mit dem etwas riskantem Titel „Nichts als die Wahrheit“ geschrieben. Am 10. Juni soll es nun auch auf deutsch erhältlich sein. Hier vorab ein Auszug
Wahr ist z.B die Aussage: „In der Beckergrube 63 befindet sich ein Fahrradladen“ wohingegen „Wer sein Rad liebt, der geht zu at!“ nicht unbedingt faktisch belegbar ist – von mir aber als absolut wahr empfunden wird… :-)
Jetzt geht’s rund!
An meiner Supermarktkasse kann man als ADAC-Mitglied das aktuelle Magazin kostenlos mitnehmen. Als Fan des Fahrrades und Mitglied des ADACs kam ich also nicht am aktuellen Heft vorbei. Ist ja auch ein bemerkenswerter Aufhänger für den großen Autolobbyisten.
Und es ist auch richtig: Autos und Fahrräder könnten problemlos koexistieren, wenn alle Rücksicht nehmen würden. Nur die Sicht des ADAC scheint mir dann doch etwas eingetrübt.
Zwar wird zugestanden, dass die Infrastruktur Jahrzehnte zulasten von Radfahrern und Fußgängern erbaut wurde, das Problem des knirschenden Miteinanders scheinen aber, laut ADAC, die Radfahrer zu sein. „Viele Radfahrer kennen bestimmte Verkehrsregeln nicht, oder ignorieren sie.“ Daher braucht es, laut Verkehrsexperte des ADAC, mehr Kontrollen.
Dazu mal ein Schwank aus dem Leben eines Radfahrers (zugleich Autobesitzer): Meiner Erfahrung nach gibt es genauso viele „gute“ wie „schlechte“ Verkehrsteilnehmer unter Radfahrern wie unter Autofahrern. Die Kenntnis der Verkehrsregeln ist auch auf beiden Seiten erschreckend lückenhaft. Ein Unterschied in der Einhaltung liegt darin, dass man ein Auto nicht so agil hantieren kann, und dass die zu erwartende Strafe für Autofahrer empfindlicher ist. Das zwingt gewissermaßen zur Vernunft. Das ist auch okay, denn das Auto ist potentiell tödlicher. Das ist reine Physik.
Wenn ich mich auf eine grössere Radtour begebe drücke ich meine Familie oftmals besonders bewusst. Ich weiss, dass ich einem höheren Risiko ausgesetzt bin, einen Unfalltod zu erleiden. Sollte es passieren, dann wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Auto mein Ende sein – und ich mich an alle Verkehrsregeln gehalten haben. Ich frage mich, wie viele Autofahrer vergleichbare Sorgen haben, wenn sie ihr Fahrzeug besteigen.
Zur Auffrischung hier die Situationen/Regelungen, die einem Großteil der Autofahrer Probleme bereiten oder die wissentlich ignoriert werden:
- Radwege ohne entsprechende Beschilderung sind für Radfahrer optional – auch wenn der Autofahrer den Radweg optisch als zumutbar empfindet.
- Auch Radfahrer dürfen mit dem Auto nicht absichtlich bedrängt, abgedrängt oder sonstwie gefährdet werden. Selbst, wenn man glaubt, der dieser würde gerade die Verkehrsregeln brechen (siehe oben).
- Anhupen ist eine Ordnungswidrigkeit
- Radfahrer dürfen langsamere Radfahrer überholen – auch wenn von hinten ein Auto ankommt.
- Geschwindigkeitsbegrenzungen haben keine offizielle +10-20km/h Toleranzschwelle.
- Radfahrer müssen nicht knirsch rechts fahren und dürfen Gullis und Schlaglöchern aus dem Weg gehen.
- Blaubeschilderung ist mehr als nur eine Handlungsempfehlung
- Radfahrer dürfen an der Ampel langsam rechts vorbei nach vorne.
- Auch wenn der/die Liebste gleich runter kommt, oder die Wasserkiste schwer ist: der Radweg ist keine Haltefläche.
- Handys sind bei der Fahrt tabu, Freisprechanlagen und Headsets billig wie nie.
Gewiss kann man für Radfahrer – es gibt enorme Deppen – eine ähnliche Liste aufmachen. Nur: die wenigsten Radler lehnen sich aus dem Fenster und behaupten, nur die anderen würden es mit den Verkehrsregeln nicht so genau nehmen. Zudem sind Radfahrer in ihrem Fehlverhalten zwar für andere Radfahrer und Fußgänger eine reale Gefahr, kaum aber für Autofahrer.
Corona-Pop-Up-Radwege
Wenn die Pandemie überhaupt irgendetwas Gutes (zumindest aktuell sichtbar) hervorgebracht hat, dann ist es die Beschleunigung der Verkehrswende.
Ich persönlich kannte den Begriff „Pop-up-Radweg“ gar nicht bis ich eines Morgens auf einem super breiten, von der Fahrbahn abgetrennten Radweg rollen durfte. Seitdem entdecke ich überall in Berlin neue Radwege und frage mich, ob euch sowas in Lübeck auch vergönnt ist.
Radwege sind ja nicht per se sicherer als das Benutzen der Straße, aber da sich viele Radfahrer dort sicherer fühlen sind sie ein wichtiger Baustein um die Leute aus ihrem Auto, und dem Stau, aufs Rad zu holen.
Wen das Thema mehr interessiert: Hier ein kleiner Vortrag…
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